Oh ja!
Der eeePC ist winzig (etwa A5 oder so) und leicht (etwa ein Kilogramm). Die Voraussetzungen für Mobilität, wie ich sie mir vorstelle, sind also geschaffen. Der Akku soll angeblich drei bis dreieinhalb Stunden halten, was ich noch nicht verifizieren konnte, weil ich fast immer in der Nähe einer Steckdose rumwerkelte.
Als dem mal nicht so war, hatte ich allerdings das Gefühl, das diese Zeitangabe nur gilt, wenn man nicht ständig hoch- und runterfährt oder Programme öffnet, intensiv benutzt und wieder schließt. Ich vermute, dass zwei bis zweieinhalb Stunden Normalnutzungszeit eine okaye Schätzung darstellen. In Anbetracht dessen, dass ich mir das Zehnfache wünsche, kann ich diese Akkulaufzeit nur akzeptieren.
Das Netzteil ist glücklicherweise wesentlich kleiner, als ich es erwartete. Idealerweise müsste es unendlich winzig sein, doch ich bin zufrieden mit dem zusätzlichen Gewicht und der zusätzlichen Kabelei. Alles durchaus sehr erträglich, wenn nicht sogar fein.
Die mitgelieferte „Silikon-Hülle“ ist in Wirklichkeit eine weiche Tasche, die sich wundergut anfässt. Ich könnte ewig hier sitzen und die Tasche streicheln. Mmhhh... In ihr findet allerdings nur der eeePC selbst Platz und keine Kabelei. Manch einer mag das als nachteilig empfinden; ich finde es fantastisch. Denn so wurde auf widerliche Ausstülpungen und Wucherungen verzichtet, klares, elegantes und weiches (Mmmmh...) Design geschaffen und zudem der Mobilitätsfaktor verstärkt. Ich gehe mal eben raus und tippe etwas, auf der Wiese sitzend. Da brauche ich keine alberne Kabelaufbewahrungsmöglichkeit. Viel zu funktional und unsympathisch.
Mit dem eeePC in seiner Tasche durch die Gegend zu laufen, wirkt nicht so, als hätte man einen Rechner dabei. Eher wie ein Täschchen mit Bürokrams drin. Ein weiches Täschchen, übrigens.
Die Kabelei stopfe ich in eine kleine, verschließbare Plastiktüte, die in meinem Rucksack glücklicherweise wenig Platz wegnimmt und dementsprechend wenig stört. Auf eine Maus habe ich, wie erwähnt, verzichtet, und die Kopfhörer passen überall hin. Und mehr braucht man nicht.
Als ich unlängst nach Hause fuhr, begegnete mir eine Döner vertilgende Radfahrerin. Noch während ich sie bewunderte, entstand in meinem Geist das Grundgerüst eines
Textes, und wenige Augenblicke später saß ich auf einer Parkbank mit dem KnuffelPC auf meinen Knien und tippte eifrig vor mich hin. Genau das war es, was ich mir gewünscht hatte!
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Teil 8: Geräusche und Hitze
Die bisherigen Teile:
Teil 1: Das Vorher
Teil 2: Der Kauf
Teil 3: Die Installation
Teil 4: Der Support
Teil 5: Trackpad und Tastatur
Teil 6: Der Bildschirm
morast - 31. Jul, 15:37 - Rubrik:
Krimskrams
Ich erwähnte bereits die Hilfe für das Trackpad, die angenehmerweise tatsächlich half. Ich bin weithin bekannt als Trackpadverachter. Wenn ich irgendwo ein Trackpad sehe, schreie ich „Iiih! Ein Trackpad!“, spucke drauf und renne panisch weg. Wenn ich Notebooks benutze, berührt irgendein Teil meiner tippenden Hände immer wieder das dämliche Trackpad, und der Cursor landet im Irgendwo.
Dementsprechend schwierig sollte es also der eeePC haben, mich von der Trackpadnutzung zu überzeugen. Jedoch war ich nicht willens, eine Maus anzustöpseln, weil jedes zusätzliche Gerät die Mobilität, die ich mir erhoffte, ein wenig reduzieren würde. Außerdem gab es ja die Supercheckermoves...
Und tatsächlich: Kaum hatte ich das erste Mal gescrollt, war ich verliebt. Einfach zwei Finger statt einem benutzen, und schon kann ich in Windeseile durch jede Seite sausen. Egal, ob im Browser oder im Schreibprogramm. Nur der pupsgesichtige Mediaplayer schmollt diesbezüglich. Aber der stinkt sowieso.
Der zweite Supercheckermove fetzt nicht minder: Durch Spreizen der zwei auf das Trackpad gelegten Finger kann man auf simpelste Weise zoomen. Das klappt erstaunlich gut und in erstaunlich vielen Programmen. Dass man sogar Drag and Drop mittels des Trackpads ausführen kann, vermochte mich dann schon gar nicht mehr zu verwundern.
Und Firefox hat noch eine kleines Spezialität auf Lager. Klickt man mit zwei Fingern auf einen Link, öffnet sich dieser in einem neuen Tab im Hintergrund. Wahnsinn! Dank Zoom, Scrollen und Klickklack ist das Internetten mit dem eeePC ein wunderguter Spaß.
Die Tastatur selbst ist natürlich gewöhnungbedürftig, weil extrem größenreduziert. Durchaus clever finde ich, einzelne Tasten wie die Umlaute, kleiner zu designen als andere. Schreibt sich nicht anders, spart aber Platz. Die von Notebooks bekannte Fn-Taste, die ich sonst auch nicht so sehr mag, liegt günstig und wirkt wie ein weitere Umschalttaste. Ich komme erstaunlich gut damit zurecht. Nur wenn ich gleichzeitig Shift, Fn und Y drücken muss, sieht das etwas unbequem aus.
Mein altbekanntes Trackpad-Berühren-Problem existiert nicht mehr. Vielleicht weil die Tastatur zu klein ist und ich die Hände beim Tippen nicht auflege. Dafür existieren andere Kleinigkeiten, die immer wieder Fehlerchen verursachen:
Die Ziffern sind um eine Position nach links gerückt. Wenn ich also Gänsefüßchen malen will, entsteht meistens zunächst ein §. Außerdem nervt die dämliche Feststelltaste. An meinem richtigen Rechner habe ich sie ihrer Funktion beraubt, und vermutlich werde ich das hier auch tun. Den Platz für dieses unnütze Ding hätte man auf der stark komprimierten Tastatur wesentlich sinnvoller nutzen können. Allerdings weiß ich auch nicht, wofür.
Ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig ist der Bereich der rechten Shift-Taste. Dort befinden sich noch der Bindestrich und die Pfeil-nach-oben-Taste – und regelmäßig verdrücke (pun not intended) ich mich. Die winzige Enter-Taste hingegen bereitet mir keine Probleme. Und auch sonst gestaltet sich das Tippen erstaunlich einfach. Das hätte ich nicht gedacht...
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Teil 6: Der Bildschirm
Die bisherigen Teile:
Teil 1: Das Vorher
Teil 2: Der Kauf
Teil 3: Die Installation
Teil 4: Der Support
morast - 30. Jul, 18:29 - Rubrik:
Krimskrams
Bedienungsanleitungen zu lesen, ist etwas für Weicheier. Und genug Geduld, den Akku vor Erstbenutzung komplett aufzuladen, hatte ich auch nicht. Nicht zuletzt, weil der entsprechende Hinweis in der Kurzanleitung erst nach dem „Wie schalte ich das Gerät ein?“-Bildchen zu finden ist. Egal, geht auch so.
Windows XP fing sogleich an, sich zu installieren. Nichts Neues soweit, außer, dass eine fetzige Melodie den Installationsvorgang begleitete – zumindest war sie das, was die Leute von Microsoft wohl für „hip“ und „modern“ hielten. Guter Laune ließ mich nicht beirren, und erstaunlich rasch war alles Erforderliche beendet.
Nicht minder rasch ging es, das LAN einzurichten – und schon bald konnte ich mich frei im weltweiten Netz bewegen und alle erforderlichen Daten herunterladen. Nun, nicht ganz, denn aus einem befremdlichen Grund neige die Internetverbindnung dazu, nach wenigen Sekunden des Herunterladens der neuesten Firefox-Version den Geist aufzugeben. Ich startete neu, mehrmals, doch das Problem blieb bestehen.
Da ich irgendwo gelesen hatte, dass der eeePC ungut konfiguriert sei und dass es nötig sei, den virtuellen Arbeitsspeicher auszulagern, wollte ich natürlich auch wissen, wie das geht. Und tatsächlich, kaum hatte ich begonnen, mich darum zu kümmern, gab das kleine Knuffelteil auch die entsprechende Fehlermeldung aus. Erstaunlicherweise waren die eeePC-Foren nicht sonderlich hilfreich – aber dafür die Windwos Hilfe. DAS hätte ich nicht erwartet.
Die Partition C: umfasst etwa 4, die D-Partition etwa 8 GB. Da Windows alleine eine Menge Platz wegnimmt, war es also durchaus ratsam, die komische Arbeitsspeicherauslagerungsdatei auf D zu legen. Ich hatte keine Ahnung, wie groß sie sein sollte und folgte einfach irgendeinem empfohlenen Wert. Seitdem ich dann auch noch den „Festlegen“-Button gefunden hatte, um meine Angaben zu bestätigen, traten keinerlei fehlerige Meldungen mehr auf, und das Internet war wieder ganz. Dennoch: Das berühmte „easy“, das sich ASUS auf die Fahne geschrieben hatte, war das nicht.
Die weitere Installation war unkompliziert, aber nervig. Alle Programme wollten sich automatisch auf C: installieren, keines davon wollte ich dort haben. Zwei Mal musste ich wegen unnützer Unaufmerksamkeit alles deinstallieren und von Neuem beginnen. Nebenbei hatte ich alle Hände voll zu tun, den ganzen vorinstallierten Mist von der Platte zu schaufeln, den ich nicht brauchte. Ein DVD-Player für einen Rechner, der kein DVD-Laufwerk besitzt? Weg. Microsoft Works? Oje, wer nutzt denn sowas? Weg. Das Star Office Paket? Open Office ist kleiner und von mir mit mehr Sympathie behaftet. Also weg.
Es nahm einige Zeit in Anspruch, bis ich den Rechner nach meinen Wünschen eingerichtet hatte, doch schließlich war es soweit. Alles funktionierte. Moment! Alles? Wirklich alles? Nein, denn die Kamera hatte ich noch nicht ausprobiert. Doch weder Skype noch der Windows Movie Maker konnten die integrierte 1,3 Megapixel-Kamera entdecken. Und das, obwohl der Treiber installiert war.
Ich suchte also wieder im Netz. Doch bis auf haufenweise unsinnigen Kram fand ich nichts. Irgendwo las ich etwas von „BIOS“ und fand, das sei eine gute Idee. Neustart, im BIOS nachschauen – und tatsächlich: Die Kamera war standardmäßig deaktiviert. Albern.
Ich habe mir, um der 12GB-Platte, die im Gegensatz zu dem ähnlichen Aldi-Modell nicht mit beweglichem Kram bestückt ist, etwas aufzustocken, mir noch für 23 (!!) Euro eine 8GB-SD-Karte gekauft, die nun im entsprechenden Slot steckt und mir allerhand Musik und anderen Datenkram liefert. Sehr empfehlenswert.
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Teil 4: Der Support
Und hier sind
Teil 1 und
Teil 2.
morast - 30. Jul, 11:03 - Rubrik:
Krimskrams
Eigentlich wollte ich das Gerät bei amazon kaufen. Bisher hatte mich das Internetkaufhaus nie enttäuscht, was man von der heimischen Saturnfiliale nicht behaupten konnte. Zudem glaubte ich nicht, dass sie den eeePC vorrätig haben würden – zu oft war ich schon suchenderweise durch die Gänge geschlichen, ohne fündig zu werden. Doch amazon erwies sich als unzuverlässig: Als ich endlich zum Kauf bereit war, bot man mir nur die Option des Vorbestellens an. Quatsch, dachte ich, ging nun doch in Saturn und wurde fündig. Zwei Geräte standen dort, eines weiß, eines schwarz, die tatsächlich benutzbar waren. Und sie waren so winzig! Kein Bild im Netz war imstande, diese Dimensionen wiederzugeben, die mich, der nicht zum ersten Mal einem eeePC begegnete, dennoch eneut überraschten.
Ich tippte wild drauflos, wollte ausprobieren, ob die reduzierte Tastatur mir Probleme machen würde. Doch ich war erstaunt: Die Tippfehler hielten sich in den für mich üblichen Grenzen. Also bastelte ich ein wenig an den Einstellungen herum, hob das Gerät hoch und wog es in meiner Hand, nickte bestätigend – und suchte einen Verkäufer.
Das erwies sich als gar nicht so einfach, denn freie Mitarbeiter waren – wie immer – nicht zuständig und zuständige – natürlich – nicht frei. Ich wartete am Informationspunkt, allmählich die Geduld verlierend. Warum mussten die Saturner mich in meiner Aufregung zusätzlich quälen?
Ein Mann in Anzug kam auf mich zu, fragte, was ich wolle. Kein Mitarbeiter dachte ich, weil er nichts Blaues trug. Oder vielleicht ein Chef. Ich erläuterte meinen Wunsch. Er könne mir auch nicht helfen, meinte er; ich müsse mich an einen Mitarbeiter wenden. Dennoch ließ er sich noch von mir zeigen, was ich denn eigentlich kaufen wolle, erklären, dass der Preis von 399 Euro normal und auch bei amazon so üblich sei. Was ich denn mache, wollte er wissen. Ich studiere, antworte ich, und als er wieter nachfragte, umriss ich kurz mein derzeitiges Dasein, ohne allzu präzise zu werden. Er nickte, schaute noch einmal kurz auf den ausgestellten eeePC – und überreichte mir eine Visitenkarte. Vermögensberater sei er – und wenn ich mein Studium beendet habe, solle ich mich doch bei ihm melden.
Was für eine beschissene Masche!, dachte ich und entdeckte sogleich einen zuständigen Verkäufer. Welche Farbe, wollte dieser wissen, nachdem ich ihm meinen Wunsch nahegelegt hatte. Weiß, sagte ich, und verstieß damit gegen meine allgemeine Schwarzigkeit. Der Schwarz sah einfach zu langweilig aus. Zu gewöhnlich. Ob ich denn das Vodafon-Angebot nutzen wollte. Was für ein Angebot?, frage ich und bereute es sofort. Doch glücklicherweise zeigte er nur auf ein Pappschild. Die Kollegen – eben jene, die vorhin unbeschäftigt und nicht zuständig gewesen waren – würden das machen. Ich könne 340 Euro sparen. Und wieviel müsste ich bezahlen?, fragte ich neugierig. Er studierte das Schild, doch ich wollte die Antwort nicht wissen. Ist okay so, sagte ich, bekam einen Zettel ausgehändigt und bezahte, während er den weißen eeePC aus dem Lager holte und an die Information übergab. Dass ich auf meinem eigenen Kassenbeleg für den Erhalt des Notebooks, bzw Netbooks, wie es derzeit überall heißt, unteschreiben musste und nicht auf einem Schriebs, den Saturn behielt, verwunderte mich, war mir aber egal. Ich hatte meinen eeePC und konnte nach Hause fahren.
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Teil 3: Die Installation
und hier ist
Teil 1
Unlängst erworbenes Superblogs-Gewinngeld als hilfreichen Zuschuss nutzend erwarb ich einen dieser winzigen und knuffigen eeePCs, auf die ich schön längere Zeit mein Auge geworfen hatte. Mittlerweile besitze ich das Gerät nahezu eine Woche, und allmählich drängt es mich, eine äußerst subjektive Beurteilung abzuliefern.
Das Warum? ist recht rasch zu beantworten: Abgesehen von einem Gerät, das nur in äußersten Notfällen zum Einsatz kommt und das bereits, als ich es geschenkt bekam, ein Wrack war, besitze ich kein Notebook. Und obwohl ich bereits jahrelang überlegte, mir ein solches Gerät zu kaufen, hielt ich mich stets davon ab.
Denn ich mag keine Notebooks. Notebooks betrügen. Abgesehen davon, dass sie in den meisten Fällen mehr Geld kosten als ich aufzubringen vermag, wäre auch ein Kostenlosgerät imstande, mich zu verärgern. Denn Notebooks gaukeln einem Mobilität vor, die sie nicht besitzen. Notebooks sind riesig, schwer und unhandlich. Wenn ich mich irgendwohin begebe und überlege, ein Notebook mitzunehmen, dann bildet selbiges stets ein Hindernis. Entweder ich muss auf bestimmte Klamotten oder Bücher verzichten oder die zusätzliche, und vor allen nicht zu vernachlässigende, Masse in Kauf nehmen.
Und nicht nur das: Mit einem Notebook kommen stets noch Unmengen von Umständlichkeiten daher. Das Netzteil muss sein, ist aber klobig und ebenfalls schwer. Als Trackpadverabscheuer erwirke ich zusätzliche Kabelverwirrung durch das Mitschleppen einer winzigen Notebookmaus. Und davon, dass das Ganze ja auch noch in eine schützende Hülle mit ausreichender Stabilität gestopft werde soll, die zu der ohnehin nicht geringen Gerätgröße noch weiteren benötigten Raum hinzufügt, will ich gar nicht erst anfangen.
Notebooks haben es also nicht leicht bei mir, und gerne war ich bereit, meinen Notebookkaufgedanken in die Überlegung eines iPhone-Erwerbs zu stopfen, um der Mobilitätsforderung nachkommen zu können. Doch war mein Zweifel bezüglich dieser Geräte und mein Respekt vor dem finanziellen Aufwand stets groß genug, um derartige Pläne gar nicht erst entstehen zu lassen.
Was wollte ich überhaupt mit einem Notebook? Ich wollte mit Sicherheit keine Bildbearbeitung durchführen und Fred-Comics zu generieren, denn zusätzlich meinen Scanner mitzuschleppen, hätte in Albernheit gemündet. Ich wollte unterwegs schreiben können, mich im Uni-WLAN-Netz und anderen W-Netzen einklinken können, wollte imstande das sein, relativ aufwandslos durch Internetseiten zu surfen, aber zugleich auch „richtig“ arbeiten können. Also neben erwähntem Schreibprogramm sollten auch Tabellenkalkulation und evtl Präsentationsdingsbums existieren. Latex sollte laufen, und jedes weitere Programm, das ich in nächster Zeit benötigen würde. Filme und Musik sollte es wiedergeben können – ohne jedoch zum hauptsächlichen Betrachtungsmedium zu werden. Es sollte meinen „echten“ Rechner nicht ersetzen, doch sich ohne Probleme mit ihm verstehen. Ein DVD-Laufwerk war ebenso uninteressant für mich wie Leistungen, die an die Grenzen des derzeit Möglichen gingen. Ich wollte keine Spiele damit spielen, weil ich das ohnehin nie tat, wollte nicht sämtliche meiner Daten darauf gespeichert wissen, wollte damit arbeiten können, ohne ständig mit Winzigkeiten belästigt zu werden, die zwar beseitigbar, aber nervig sein würden.
Ich wollte mobil sein, wollte mich spontan für oder gegen die Mitnahme eines Rechners entscheiden können, ohne langes Planen und Gewicht-berücksichtigen. Ich wollte stundenlang im Freien sitzen, ohne auch nur ein Quentchen Interesse für die Laufzeit des Akkus aufwenden zu müssen.
Doch allein der letzte Punkt erwies sich als Totschlagargument: Mit „stundenlang“ meine ich nicht frei, vier, fünf Stunden. Nein, ich denke an zehn, zwanzig Stunden, die meiner Meinung nach auskommen soll, ohne die Nähe einer Steckdose zu spüren. Denn das bedeutet für mich Mobilität: Überall arbeiten zu können, und nicht nur dort, wo sich eine Steckdose befindet.
Leider ist die Technik noch nicht imstande, meine abstrusen Wünsche zu erfüllen, und so begrub ich schnell die Hoffnung auf relative Stromunabhängigkeit. Also spielte es auch keine Rolle mehr, ob ein mir gehörendes Notebook nun drei oder fünf Stunden aktiv sein konnte. Es war in beiden Fällen viel zu wenig,
Wenn ich es zusammenfasste, wollte ich keine großen Leistungen, dafür jedoch Handlichkeit. Keinen Erstrechnerersatz, sondern ein tatsächlich mobiles Gerät, das mit seinem großen Bruder vereinbar wäre. Also warf ich meine Blicke umher, und sobald Asus das erste eeePC-Modell vorstellte, weiteten sich meine Pupillen. Das, genau das, war es, was ich suchte.
Nun gut, das Linux-Betriebssystem überzeugte mich noch nicht, und der Speicher konnte durchaus größer sein. Aber dennoch: Ein Anfang war gemacht, und sobald der eeePC 900 mit Windows XP und größerem Speicher herauskam, ließ ich meine alten Wunschgedanken wieder aufleben – und schließlich wahr werden.
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Teil 2: Der Kauf
morast - 29. Jul, 15:19 - Rubrik:
Krimskrams
Ich mag Döner. Obgleich mein Dönerappetit sich nicht sehr häufig meldet, genieße ich das Fladenbrotprodukt, sobald ich es in meinen Händen halte. Zwar bin ich mittlerweile dazu übergegangen, anstelle eines Döners einen Haloumi zu bestellen, also auf Fleisch zu verzichten und käsiges Beiwerk zum bekannten Kraut-Gemüse-Soßen-Gemisch zu bevorzugen, doch hat das nicht mein allgemeines Dönergutfinden reduziert.
Ich bin allerdings kein guter Döneresser. Ohnehin verabscheue ich es, Nahrung nicht in aller Ruhe zu mir nehmen zu können. Im Stehen essen, gar im Gehen? Niemals! Ich muss mich setzen, muss für ein paar Minuten mich allein dem Essen widmen können. Und - nicht minder wichtig - ich brauche ein Getränk. Nahrungsmittelaufnahme ohne dazugehöriges Fluidum missfällt mir. Sicherlich bin ich imstande, einen ganzen Döner ohne einen Schluck erfrischenden Getränks zu vertilgen, doch bevorzuge ich feuchtes Beiwerk, um mich nicht allzusehr ausdörren zu lassen.
Das allein reicht aus, um den Dönerkonsum zu verkomplizieren. Denn zunächst muss, sobald ich einen Döner oder etwas ähnliches besitze, eine Sitzgelegenehit gefunden werden. In der Zwischenzeit erfreut sich das Fladenbrot zunehmender Soßenfeuchtigkeit, und das Gemüse übt bereits fleißig Purzelbäume. Um vorbereitet zu sein. Denn sobald ich sitze, beginne ich zu essen. Natürlich, kaum habe ich die Alufolie entfernt, fällt mir ein, dass ich mein Getränk noch öffnen muss. Gar nicht so einfach, wenn die eine Hand dönerisiert wurde. Ich schaffe es trotzdem und muss, während ich genüßlich mein Essen verzehre, immer wieder innehalten, um einen Schluck zu mir zu nehmen.
Döner zu essen, ist nicht einfach. Ständig purzelt irgendetwas an der Seite heraus; die Soße quillt, das Kraut ergibt sich der Gravitation. Mit zusätzlicher Trinkbelastung entwickelt sich die Mahlzeit normalerweise zu einer kleinen Sauerei. Mich stört das nicht, solange meine Kleidung sauber bleibt. Alle anderen Spuren sind rasch getilgt.
Und doch ging ich einst dazu über, Dürüm zu bevorzugen. Zwar ist dieser - verglichen mit dem handelsüblichen Döner - zumeist ein wenig teuer, doch nicht weniger schmackhaft und - das ist besonders wichtig - dank seiner Form weniger kleckerintensiv. Es existiert einfach nur ein Bruchteil der möglichen Fläche, aus der Kraut, Gurken, Tomaten und Soße austreten können. Und kaum hat man die Flüchtlinge gesichtet, sind sie mit einen großen Happs vertilgt.
Allerdings ist Dürüm kein Allheilmittel. Auch hier schaffe ich es, mich zu besudeln, nicht zuletzt, weil die elende Alufolie prinzipiell Schwierigkeiten bereitet, sobald sie entfernt werden soll. Zuweilen habe ich silberne Stücken zwischen den Zähnen, oder das Glitzerpaket öffnet sich unten und gibt seinen Inhalt preis.
Aber wenn mich mal wieder die Lust überkommt, einen Haloumi zu essen, gern auch in Dürüm-Variante, dann kann mich kein potentielles Gekleckere aufhalten. Ich vertilge, mampfe - und nehme nebenbei immer wieder einen großen Schluck vom obligatorischen Getränk.
Als ich gestern nach Hause fuhr, überholte ich eine Radfahrerin. Ihr Tempo war durchaus akzeptabel, doch ich war gerade in Schwung, und so setzte ich an, an ihr vorbeizurauschen. Als ich aber nach links blickte, sah ich Erstaunliches: Die junge Frau, die mit nicht allzu kleiner Geschwindigkeit durch die Magdeburger Innenstadt radelte, hielt einen Döner in der Hand - und aß ihn. Whrend des Fahrens. Ich war beeindruckt. Ich könnte einen Dönner noch nicht einmal am stillsten Ort der Welt schadlos verzehren, doch sie aß ihn, auf dem Rad sitzend, durch die Gegend düsend.
Wow!, dachte ich sofort und gleich darauf ein zweites Mal: Auf ihrem Shirt war kein einziger Fleck.
morast - 28. Jul, 10:40 - Rubrik:
Wortwelten
Zu den für mich interessantesten Magdeburger Attraktionen, zu den Sehenswürdigkeiten, an die ich Ortsfremde stets zu führen pflege, gehört das Klingding. Sicherlich: das Klingding gibt es auch in anderen Städten und gehört mit Sicherheit nicht zu den architektonischen oder skulpturellen Höchstleistungen der Stadt. Und sicherlich: Das Klingding besitzt vermutlich mindestens einen anderen, vielleicht sogar besser passenden Namen – doch für mich ist es nur das Klingding.
Das Klingding ist ein Quadrat, das wiederum aus neun metallenen Quadraten zusammengesetzt ist. Es wurde irgendwo in den Boden des Nordabschnitts des Breiten Wegs eingelassen, und wenn man versehentlich oder bewusst auf eines dieser Quadrate tritt, erklingt ein Ton. Neun Töne stehen zur Verfügung, und obgleich es bereits erfolgreiche Versuche gab, bekannte Melodien zu erhüpfen, zeichnet sich die Mehrzahl der erzeugten Klangmuster durch eine fast wahllose Aneinanderreihung von Tönen aus. Kling! Klingklingkling!
Kinder mögen es, darauf herumzutollen, und auch ich weiche nur allzu gern von meiner aktuellen Route ab, um dem Klingding ein paar Klänge zu entlocken. Meistens bin ich mit dem Fahrrad unterwegs und brause somit rasch über die Metallquadrate im Boden. Klingelingeling!, vernehme ich und freue mich.
Manchmal ist das Klingding besetzt, und ich wage nicht, mit dem Rad direkt neben einem Töne erwirkenden Kind entlangzurauschen. Also fahre ich einfach vorbei, werfe einen Blick auf den, der sich da vom Klingding Vergnügen schenken lässt, und freue mich, nicht der einzige zu sein, dem dieses unscheinbare Spielgerät gefällt.
Allerdings, wie in jedem Ding, das Freude bringt, wohnen im Klingding auch unangenehme Schattenseiten: Anwohner beschwerten sich direkt nach der Installation darüber, dass selbst nachts die Klingelei zu vernehmen sei und immer wieder irgendwelche Klingdingler sie per unerlaubter Ruhestörung um den wohlverdienten Schlaf brächten. Höhere Mächte reagierten, und so geschah es, dass das Klingding ab einer bestimmten Uhrzeit abgeschaltet wird.
Ich selbst war verwundert, ob derartiges überhaupt möglich sei, doch tatsächlich: In späteren Abendstunden wird es einem erschwert, dem Klingding Töne zu entlocken. Man muss schon mit immenser Wucht auf den Tontasten herumstampfen, um winzigleise Tönchen zu erzeugen.
Um 9 Uhr morgens schlendern bereits unzählige Menschen über den Breiten Weg. Zwar sind die Geschäfte noch eine halbe Stunde, die Stadtbibliothek gar noch eine ganze Stunde mit geschlossenen Pforten bestückt, doch Bäcker, Cafés und Sonnenschein laden ein, hier und dort kurz zu verweilen. Ich radle zur Universität, und wie so häufig fahre ich einen kleinen Schlenker. Das Klingding wartet.
Ich rattere über die quadratischen Metallpatten, doch kein Ton entspringt. 'Nanu?', wundere ich mich, 'Noch nicht angeschaltet?' Ein kleiner Junge, der bis eben noch an einem andere Spielgerät herumturnte, hat meinen vergeblichen Klangerzeugungsversuch mitbekommen. Fröhlich wirft mir sein Lachen hinterher.
Immerhin.
Update: MeinVz/StudiVz hat jetzt auch die entsprechende Gruppe:
Klingdingzumklingenbringer.
Tausend Dank und so.
morast - 26. Jul, 15:00 - Rubrik:
Wortwelten
Was würde passieren, wenn niemand mehr imstande wäre zu lügen, beziehungsweise, wenn es unser moralisches Gewissen oder irgendetwas ähnliches untersagen würde, unverfroren Unwahrheiten zu verbreiten, wenn eine Art Filter im Gehirn sitzen würde und bei jeder Lüge, der man sich bewusst wird, Unwohlseinsenzyme ausschüttete. Was würde dann passieren?
Mir selbst bereitet es tatsächlich Unwohlsein, wenn ich lüge. Dennoch kann ich nicht behaupten, stets die Wahrheit und nichts als die Wahrheit von mir zu geben. Nur allzu oft geschieht es, dass ich, um mich oder andere in besserem Lichte stehen zu lassen, die Wahrheit ein wenig verdrehe, sie beschönige und somit - eigentlich - lüge. Die allseits gefürchtete Frage "Findest du mich zu dick?" würde ich nur mit "Ja." beantworten, um zu bekräftigen, dass dem nicht so ist und dass ich die Frage für überflüssig erachte. Wenn mich eine dicke Frau fragen würde, ob ich sie zu dick fände, gelänge es mir sicherlich, die eine oder andere ausweichende Antwort aus dem Hut zu zaubern.
Lügen, der Höflichkeit wegen. Um jemanden anderes nicht zu verletzen. Um sich selbst vor Schaden zu bewahren. Notlügen. Kleine Unwahrheiten, die man vorschiebt, um nicht zu viele Details aufzählen zu müssen.
"Wie geht es dir?" "Ganz gut."
Es fiele schwer, so etwas auszulöschen. Und das soll auch nicht das Ziel sein.
Wichtiger wäre es, bewusste Lügen, Lügen größeren Ausmaßes, zu verhindern, zu beseitigen. Nicht durch Strafen im eigentlichen Sinne. Sondern dadurch, dass Menschen nicht willens sind, sie zu benutzen. Eben weil die Wahrheit sie besser fühlen lässt.
Und da taucht das nächste Problem auf: In den seltensten Fällen gibt es eine reine, klare, echte Wahrheit. Allein schon aufgrund subjektiver Wahrnehmung ist die Wahrheit selten ein klarer Punkt, auf den man zeigen kann, der unumstritten im Raum steht, fest verankert und von allen Seiten erkennbar. Die Wahrheit ist allzu häufig, ein wabbliges, schwammiges Gebilde, wird ausdiskutiert bis zum letzten, weil jeder der Diskutanten, sie, die Eine, gefunden zu haben glaubt. Der eigene Blickwinkel ist nur ein Produkt aller verfügbaren Infomationsquellen, und wer glaubt, ausreichend Informationen getankt zu haben, meint häufig, sich im Besitz der Wahrheit zu befinden. Dass weitere Informationen dieses Konstrukt aber destabilisieren könnten, wird vorerst ignoriert.
Es gibt keine reine, ideele Wahrheit. Jeder sieht die Dinge anders - und auch das will ich nicht ändern.
Was möchte ich also dann? Ich möchte, dass niemand imstande ist, mit Vorsatz eine Lüge auszusprechen. Eine richtige Lüge, eine, die die Wahrheit nicht nur verzerrt, sondern umkehrt. Niemand soll ohne schlechtes Gewissen, ohne psychische Folgen fähig sein, anderen Dinge zu berichten, von denen er selber weiß, dass sie sich anders verhalten als er sie erzählt. Das ist es, was ich möchte: Niemand soll etwas anderes sagen können als er weiß.
Allerdings ist das nicht einfach. Märchen zu erzählen beispielsweise bedeutet, Lügen zu erzählen. Einen Roman zu schreiben bedeutet zu lügen. Jedoch sind diese Lügen durchschaubar, und sie dienen auch nicht dem Zwecke, die Realität zu verzerren, sondern Geschichten zu erzählen, also zu unterhalten und gegebenfalls Lehren zu vermitteln. Märchen und Romane mögen Lügen sein, doch sind sie als solche erkennbar und daher keine echten Lügen.
Schwierig wird es nur, wenn die Erkennbarkeit fehlt, wenn also der Rezipient nicht imstande ist auszumachen, ob es sich um Wahrheit oder Fiktion handelt. Das kann passieren, weil das Kind, dem das Märchen vorgelesen wird, dieses für ebenso wahr hält wie den Weihnachtsmann, oder aber weil der Romanleser glaubt, einen Tatsachenbericht vor sich zu haben und mangelnde Informationen über den tatsächlichen Sachverhalt ihn in diesem falschen Wissen lassen oder gar bestätigen. Und schwupps wurde aus einer erkennbaren Lüge eine nicht länger erkennbare, aus einer harmlosen oder "falschen" Lüge eine echte. und dabei wollte ich die doch vermeiden.
Auch an anderer Stelle wird es schwierig: Die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge sind zu schwammig. Obiges Beispiel aufgreifend halte ich es nicht für eine Lüge, einer dicklichen Frau zu erzählen, sie sie nicht zu dick. Abgesehen davon, dass die "Bin ich zu dick?"-Frage in den meisten Fällen überflüssig ist, ist das Verschweigen des "Aber"-Teils der Antwort durchaus akzeptabel. "Nein, Schatz, du bist nicht zu dick, sondern wunderschön, aber du wärst noch schöner, wenn du ein paar Kilo abnehmen würdest."
Notlügen sind also erlaubt. Echte Lügen nicht. Wo ist die Grenze? Es gibt keine.
Was ist, wenn sie tatsächlich immer mehr zunimmt, er sie aber trotzdem noch immer mag. "Es kommt nicht allein auf das Äußere an." Aber eben auch, und allein ihrer Gesundheit zuliebe oder um sich [und ihm] die komischen Blicke der Mitmenschen zu ersparen, wäre es durchaus sinnvoll abzunehmen. Die Frage naht "Bin ich zu dick?" und nicht länger kann der Gefragte sich mit einer Notlüge behelfen. Er ist der festen Überzeugung, sie sei zu dick, und würde er etwas anderes behaupten, würde er lügen. Die Wahrheit ignorieren. Und gäbe es das eingangs gewünschtes moralische Gewissen, wäre er nicht imstande, eine solche Lüge auszusprechen. Es würde antworten: "Ja, du bist zu dick." und bervor er eine Abmilderung oder Begründung oder ein "Ich liebe dich aber trotzdem, denn du bist viel mehr als nur Körper." hinterher schieben kann, bricht sie in Tränen aus, verlässt ihn, futtert sich weitere Pfunde an und wirft mit Küchenradios oder -messern um sich. Nicht unbedingt in der Reihenfolge.
Die Wahrheit erwirkt in diesem äußerst wacklig zusammengebastelten Beispiel hauptsächlich Negativeffekte, und das ruhige Gewissen des Mannes ist von fast vernachlässigbarer Bedeutung. Aber, denke ich mir, wenn alle immer die Wahrheit sagen würden, wenn also auch Situationen wie obige nicht mit Lügen besänftigt werden würden, würde es dann nicht ein Gewöhnungseffekt eintreten, die ungewohnte Offenheit und Ehrlichkeit zur Normalität erklärt werden und dementsprechend die Empfindlichkeit gegenüber wahrheitsgetreuen, aber verletzenden Aussagen sinken? Das wäre fein und würde so manches Problem lösen, das sich mir stellt, wenn ich überlege, ob es nicht besser wäre, wenn niemand mehr lügen könnte.
Was wäre mit Geheimnissen? Darüber habe ich lange nachgedacht und festgestellt, dass es eigentlich keine positiven Geheimnisse gibt. Sicherlich, man kann jemanden überraschen wollen und dies so lange wie möglich geheim zu halten versuchen. Aber in diesem Fall wird es sicherlich Möglichkeiten geben, den zu Überraschenden davon zu überzeugen, erstmal nicht weiter nachzufragen.
Ansonsten finde ich, dass Geheimnissen immer etwas Negatives anhängt. Der eine besitzt ungewöhnliche Hobbys oder Vorlieben, die in der Gesellschaft nicht anerkannt werden, der nächste ist nur noch aus Gewohnheit mit seiner Frau zusammen usw. Die meisten Sachen bergen ohnehin die Gefahr, dass irgendwann die Wahrheit oder etwas ähnliches ans Licht gerät.
Wenn niemand imstande wäre zu lügen, wären solche Geheimnisse alsbald bekannt. Ich bin zuversichtlich genug zu glauben, dass die Menschheit voll ist mit Wesen, die absonderliche Vorlieben haben und unnormal zu sein glauben. Doch wenn jeder unnormal ist, ist Unnormalität wieder normal.
In einigen Fällen wird es wohl an gesellschaftlicher Toleranz fehlen, und derjene, dessen Geheimnis keines mehr ist, wird als Perversling oder ähnliches geächtet. In diesem Fall hoffe ich darauf, dass einigermaßen humane Methoden gefunden werden, dem Absonderlichen zu begegnen.
Sorgen machen mir allerdings jene, die Situationen auszunutzen verstehen. Da steht ein Ladenbesitzer mitten in der Nacht in seinem Geschäft und drei muskulöse Männer kommen herein. "Gibt es hier Kameras oder eine Alarmanlage?" fragt der eine. Der Ladenbesitzer muss verneinen, weil er nicht lügen kann. Gäbe es Kameras, würden die Drei vermutlich wieder gehen, unbescholten, denn die Frage nach den Kameras allein ist ja nicht strafbar. Der zweite Mann fragt: "Hast du eine Waffe?" Wieder muss der Ladenbesitzer verneinen; Lügen ist ihm nicht möglich. Die Drei sehen ihre Chance, rücken bedrohlich näher, und es wird klar, dass es keine Möglichkeit geben wird zu verhindern, dass der Ladenbesitzer einen Teil seiner Habe in fremde Hände geben muss.
Auch dieses Beispiel ist mühsam zusammengebastelt, doch soll es verdeutlichen, dass die Fähigkeit, nicht lügen zu können, weiterr Nachteile birgt. Sicherlich, einmal gefasst werden die Täter maximal schweigen können. Abstreiten geht schließlich nicht. Doch bis es soweit ist, wenn es überhaupt dazu kommt, sind Geld und Waren dahin, der Ladenbesitzer geht pleite und traut sich nicht mehr aus dem Haus.
Ein weiterer Aspekt erweist sich als schwierig: Die Werbung. Werbung ist Beschönigung pur, meistens sogar reine Lüge. Und trotzdem enthält sie auch Informationen, und ich kann jeden verstehen, der sein eigenes Produkt lobpreist, als wäre es von höheren Mächten ersonnen. Und ich glaube sogar daran, dass zuweilen einer von ihnen die Wahrheit erzählt, nämlich weil er selbst davon überzeugt ist, etwas Besonderes geschaffen zu haben, selbst wenn die Wirklichkeit das widerlegt. In den meisten Fällen ist Werbung aber Augenwischerei, und wenn es keine Lügen mehr geben könnte, müsste auch die Werbung verschwinden. Zumindest die übertreibende, buntisierende, euphemisierende Werbung.
Was ist mit Werbung, die die reals existierenden guten Seiten eines Produkts anpreist, aber die schlechten verschweigt? Genau hier wird es wieder schwammig. Es existiert keine eindeutige Grenze zwischen Wahrheit und Lüge, und wenn Photoshop ein paar Bilder aufpoliert, dann kann man das mal als Lüge, mal Hervorhebung deuten. Wahrscheinlich müsste sich auch hier die menschliche Mentalität ein wenig wandeln: Es gäbe mehr Ehrlichkeit, auch in Hinsicht auf erwerbbare Produkte, und jeder Hersteller, der heute Dinge erzählt, die an der Realität scheitern würden, gäbe es da nicht das leicht bekleidete Mädchen im Werbespot, würde in einer lügenfreien Welt an sich selber verzweifeln müssen beziehungsweise dafür sorgen, dass seine Versprechen sich als wahr erweisen. Dennoch blieben Augenwischerei und Notlügen vorhanden, und ich wäre der letzte, auch das noch ahnden zu wollen.
Eine Welt, in der aus eigenem Willen heraus keine "echten" Lügen mehr existieren, wird anfangs mit Problemen zu kämpfen haben. Wahrheit schmerzt oft genug, und nicht selten ist Lüge die angenehmere Alternative. Doch bin ich optimistisch und glaube, dass Menschen imstande wären, sich an diese angebliche Härte zu gewöhnen, dass sie fähig wären zu lernen, sie richtig zu werten. Sicherlich, hier und da entstünden neue Probleme, die erst Lösungen bräuchten, doch vermutlich wären auch diese findbar.
Und dann? Was wäre dann? Was wäre so toll an einem Leben, in dem ich nicht mehr lügen könnte, in dem es für normal erachtet würde, die Wahrheit zu sagen, und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott ... Moment! Was wäre mit den Religionen? Würde sich dann endlich herausstellen, welche Religion Recht hat oder ob sie alle nur Märchen erzählen? Nein, natürlich nicht. Wer davon überzeugt ist, die Wahrheit zu erzählen, wird dies auch weiterhin tun. Wer also daran glaubt, dass Jesus das Rote Meer teilte und somit 72 Jungfrauen vor dem fliegenden Spaghettimonster rettete, wird dies auch weiterhin verkünden und Anhänger finden, die Gleiches glaube und für wahr halten. Aber jene, die tatsächlich lügen, die sich dessen bewusst sind, werden fortan von sich selbst daran gehindert werden.
Und dann? Friede, Freude, Eierkuchen? Harmonie ultra? Ich weiß es nicht, doch ich bin der festen Überzeugung, dass es das gegenseitige Verständnis erhöhen würde, würde man nicht mehr lügen. Plötzlich wären Radiomoderatoren nicht mehr unendlich gut gelaunt, sondern einfach nur menschlich; plötzlich würden Schauspieler öffentlich ihren unfähigen Regisseur denunzieren, anstatt dessen Mistfilme und die Zusammenarbeit zu preisen. Plötzlich würden unzählige Zeitschriften eingestampft werden, weil die Promis von allein nicht genug interessante, berichtenswerte Erlebnisse produzieren. Politiker müssten sich nicht mehr anhören, ständig zu lügen. Männer und Frauen könnten einander ein winziges Bisschen besser verstehen, weil niemand dem anderen irgendetwas vorzumachen imstande ist. Sicherlich, es gäbe zahlreiche wahrheitsbedingte Trennungen, doch gleichzeitig wäre es möglich, jederzeit mit einer einzigen Frage absolute Klarheit zu schaffen. "Habt ihr Atomwaffen?" "Glaubst du, mich zu lieben?" "Haste ma n bissel Kleingeld?" "Bist du schwul oder was?"
Es werden keine rosa Plüschhasen durch die Gegend hüpfen, wenn wir alle aufhören zu lügen. Das Ozonloch wird sich deswegen nicht schließen, und Arschlöcher werden weiterhin Arschlöcher bleiben. Aber es wird ein wenig mehr Verständnis geben, ein wenig mehr Offenheit. Unzählige Verderbtheiten werden zutage treten, erstaunliche Gewohnheiten, und wir werden lernen müssen, damit umzugehen. Vermutlich wird vieles einfach wegignoriert, irgendwie akzeptiert werden, aber vielleicht gelingt es auch, manches, das für ungewöhnlich und absonderlich gehalten wird, zu normalisieren, einfach weil sich herausstellt, dass es viel zu viele Ungewöhnliche gibt, um sie noch als ungewöhnlich bezeichnen zu können. Es wird leichter, andere zu verstehen, die Motive des Handelns nachzuvollziehen, leichter zu begreifen, was der andere denkt und warum. Auf eine Frage nicht zu antworten, wird unschick sein, und Ehrlichkeit Grundbedingung für den täglichen Umgang miteinander. Forschungsberichte werden nicht aus beschönigenden, nichtssagenden Zahlen bestehen, und der Satz "Ich kann nicht." wird nicht länger Versagen bedeuten. Niemand wird sich Mühen müssen, so zu tun, als wäre er jemand anderes, bloß um sich selbst oder Vorstellungen von anderen gerecht zu werden. Männer werden durchschaut, wenn sie den harten Macker spielen, und die Kellnerin wird sich nicht erschrecken, wenn man ihre Frage, ob es denn geschmeckt habe, mit angewidertem Gesichtsausdruck verneint. Wir werden abhärten, weil plötzlich unser Inneres offenliegt und zugleich leichter zu uns selber finden, sobald nur jemand die richtigen Fragen stellt. Die Welt wird nicht schöner werden, aber besser. Sobald wir aufhören zu lügen.
[Im Hintergrund: Iron Maiden - "No more lies"]
morast - 25. Jul, 16:43 - Rubrik:
Wortwelten
Ich mag es, wunderfeine Geschichten zu erzählen, kleine, schöne Dinge zu beobachten und selbst in den skurrilsten Wesen etwas zu entdecken, das mich schmunzeln und die Welt lobpreisen lässt. Doch nun ist es an der Zeit, dass ich mich einmal aufrege. Über Fußgänger. Und über Fahrradfahrer. Und überhaupt.
Ich fahre gern Rad, und früher besaß ich meistens Mountainbikes, deren Sattel-Lenker-Verhältnis mich stets in windschnittiger, sportlicher Haltung sitzen ließen und somit allein aus der eigenen Haltung heraus dazu anregte, rastlos durch die Gegend zu düsen, Verkehrsregeln nur soweit wichtig zu nehmen, wie sie andere betrafen, Bürgersteige hoch und runter zu springen und immer wieder neue Rekorde für gleiche Strecken aufzustellen.
Vor etwa zwei Jahren kaufte ich mich dann ein Herrenrad, alt, gebraucht, aber rüstig und verkehrstüchtig. Ich mochte es auf Anhieb. Der Sattel war bequem, und die aufrechte Haltung ließ mich eher an Spazierfahrt als an rasantes Zielerreichen denken. Ich weiß bis heute nicht, aus welchem Jahrzehnt das Rad stammt, doch allein die antiquierte 3-Gang-Schaltung ließ mein Herz höher schlagen. Und überhaupt: Kein Plastik, kein billiger Schund, war verwendet worden. Das Leder das Sattels schmiegte sich angenehm an mein Gesäß, und fortan fuhr ich Rad, als wäre ich ein König.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich langsam fuhr. Sicherlich, ich fuhr gemächlicher, wenn ich es wollte, spürte nicht länger den Drang, nach vorne zu preschen, schneller, schneller und noch schneller davon zu eilen. Doch wenn wollte, konnte ich. Und die Schönwettermeute, die sommers die Radwege bevölkerte, war stets rasch überholt.
Ich habe gelernt, vorausschauend zu fahren, mich zwischen Menschen und Autos hindurchzuschlängeln, das Verhalten von Verkehrsteilnehmern genau abzuwägen und erst dann meine Wegentscheidung zu treffen, in Sekundenbruchteilen optimale Strecken mit Minimalhinderniszahl zu ersinnen, Ampelphasen zu studieren und auszunutzen, Erzeuger unvorhersehbarer Ereignisse, zum Beispiel Kinder und Hunde, weiträumig zu meiden – und bei alledem so zu fahren, dass die darauf wartenden Polizisten nicht imstande wären, mir Unrechtes vorzuwerfen.
Wenn ich an einer Ampel stehe, muss ich jedoch feststellen, dass die Voraussicht, die ich zu besitzen glaube, den wenigsten zueigen ist. Nähere ich mich einer bei Rot wartenden Menschen- und Radfahrermasse, so beschaue ich mir die Mitanwesenden genau, versuche abzuschätzen, wie schnell wer starten und wer wem im Weg sein wird, um alsbald die beste Route erdacht zu haben und meinen Weg ungebremst und beschwerdefrei fortzusetzen.
Doch da erscheint eine ältere Dame. Und es muss keine Frau sein, und alt sowieso nicht. Irgendwer erscheint und stellt sich direkt vor mein Vorderrad. Hallo?, denke ich empört, dass dies ein Radweg ist, spielt keine große Rolle. Aber dass Sie direkt vor meinem Fahrrad zu warten beschlossen haben, schon! Ein Rad ist im Allgemeinen mit höherer Geschwindigkeit bestückt als ein zu Fuß Gehender, und sobald ich anfahre, muss ich mich darum bemühen, Ihnen auszuweichen, weil ich – natürlich – bereits wenige Sekunden nach dem Start zu Ihnen aufgeschlossen haben werde und Sie somit als unwillkommenes Hindernis empfinde. Und nicht nur das: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich das grüne Lichtsignal vor Ihnen bemerke, denn ich bin jung und besitze gute Reflexe. Schwuppdiwupp habe ich meine Masse in die Pedalen geworfen – und lande in ihrem Allerwertesten. Und da das sicherlich nicht auf ihrer heutigen Tagesplanung verzeichnet ist, stellt sich doch die Frage, warum Sie dachten, dass ausgerechnet vor mir die günstigste Postion wäre, um auf ein Ampellichtumschalten zu warten? Glauben Sie tatsächlich, durch diese winzige Drängelei Sekunden gutmachen zu können? Wohl kaum, denn mein Vorderreifen in ihrem Allerwertesten wird sie mit Empörung bestücken und jeden Zeitgewinn genüsslich aufzehren.
Doch ich bleibe ruhig, sage nichts, warte bis mein Vorderwesen das grüne Leuchten bemerkt und sich in Bewegung gesetzt hat – und beginne dann mit meinem Lieblingsspiel, der Suche nach dem optimalen Weg.
Allerdings wäre es nicht rechtens, ausschließlich Fußgänger mit Schimpfgedanken zu versehen, nur sie mit innerer Nörgelei zu bedecken. Denn Radfahrer neigen dazu, sich ähnlich zu verhalten – jedoch häufiger.
Während ich also durch die schönste aller sachsen-anhaltinischen Landeshauptstädte radle, geschieht es nicht selten, dass ich eine oder zwei Personen überhole. Prompt taucht auch schon die nächste Ampel auf. Rot ist ihre Farbe und Bremsen meine Tätigkeit. Ich stehe und warte, als ich plötzlich spüre, wie sich von hinten zwei Gefährte nähern. Oh, Sie kenne ich!, denke ich erfreut, während die beiden Drahtesel samt ihrer Besitzer an mir vorbei rollen. Ey!, denke ich dann, als die beiden Drahtesel somit ihrer nicht minder esligen Besitzer sich elegant vor mich schlängeln und dort zum Stehen kommen. Hallo?, rufe ich nicht, ich habe Sie soeben überholt, und das ziemlich mühelos, wie Sie zugeben müssen. Von dieser Information ausgehend und voraussetzend, dass ich aufgrund meiner immernoch einigermaßen vorhandenen Jugendlichkeit nicht dazu neigen werde, schneckige Starts hinzulegen, erscheint es ziemlich befremdlich, dass Sie ihre Gefährte ausgerechnet vor mich setzen. Es wäre zwar sowohl für mich als auch für Sie erfreulich, wenn Sie üblicherweise sehr rasch anfahren würden und damit ihren Freundeskreis zu beeindrucken pflegen, doch glaube ich davon ausgehen zu können, dass dem nicht so ist, dass Sie mir also, sobald ich das grüne Lämpchen bemerke und die Pedale zu nutzen gedenke, starr und immobil im Wege sein werden. Und hätten Sie beobachtet, mit welch beeindruckender Lässigkeit ich vorhin an Ihnen vorbeizischte, so wären Sie sicherlich zu derselben Schlussfolgerung gekommen wie ich lässiger Zischer, nämlich, dass dem Vorhaben, sich ausgerechnet in eine vor mir befindliche Warteposition zu begeben, nur sehr wenig Sinn innewohnt.
Ich schweige, gnädig, warte, bis das Grünlicht erscheint, harre geduldig aus, bis die vier Esel vor mir von dannen düsen und setze ihnen nach, ruhig, locker, doch zugleich rasch und sportlich, fast majestätisch. Ich lächle, als ich an ihnen vorbeizische, lässig, wie gewohnt, und fühle mich, als wäre ich ein König.
[Im Hintergrund: Esoteric - "The Maniacal Vale"]
morast - 23. Jul, 23:05 - Rubrik:
Wortwelten
Während ich an der Haltestelle stand und auf meine Bahn wartete, kam ein älterer Man mir kurzem, weißem Haar und fragendem Gesichtsausdruck langsamen Schrittes herbeigelaufen. In unmittelbarer Nähe des Haltestellenhäuschens blieb er stehen und blickte suchend auf den Boden. Noch bevor ich mich fragen konnte, was er verloren hatte, bückte er sich und hob eine Zigarettenkippe auf.
Nun finde ich Zigarettenkosnum an sich schon verhältnismäßig ungut, doch der Zwang, der einen dazu treibt, kümmerliche Reste ehemaliger Rauchwaren vom Boden aufzuklauben und in der eigenen Tasche verschwinden zu lassen, betrübt mich. Ich fragte mich, was er später mit dem Stummel machen würde, aber ihn noch einmal anzuzuünden versuchen würde, um ihm ein oder zwei Züge zu entlocken, oder ob er nur den Tabak herausbröseln, ihn sammeln und zu neuem Glutgut vereinigen würde. Doch dafür bräuchte er Papers, die wiederum Geld kosteten.
Die Geschwindigkeit, mit der er den Stummel in seiner Jackentasche verschwinden ließ, obgleich er ansonsten recht ungelenk wirkte, ließ mich zweierlei vermuten: Er praktizierte die Stummelsuche regelmäßig. Und: Er schämte sich ihrer.
Der Mann ging weiter und zeigte dabei einen erstaunlichen Laufstil: Alle paar Schritte blieb er stehen, hielt inne und schaute auf den Boden. Zwei Schritte. Stehenbleiben. Gucken. Weitergehen. Vier Schritte. Stehenbleiben. Auf den Boden schauen. Weitergehen.
Ich war versucht, ihm einen Euro zuzustecken oder mehr, damit er sich echte Zigaretten kaufen könnte, doch zugleich weigerte ich mich, diese üble Angewohnheit zu unterstützen. Glücklicherweise – für mich, für ihn eher unglücklicherweise – entdeckte er keinen weiteren brauchbaren Stummel und lief weiter, fort von der Haltestelle, fort aus meinem Blickfeld, sein Laufmuster beibehaltend: Ein paar Schritte. Stehenbleiben. Gucken. Weiterlaufen.
Am nächsten Tag sah ich ihn wieder. Ich befand mich auf dem Weg zur Haltestelle, als er mir auffiel. Er hatte seine Jogginghose in die Socken gestopft. Zumindest sah es so aus, und ich fragte mich, warum mir das am Vortag nicht aufgefallen war.
Der Mann ging vor mir, und ich drosselte die Geschwindigkeit, um seinen Laufstil zu beobachten. Und tatsächlich: Ein paar Schritte. Innehalten. Weiterlaufen. Immer wieder.
Heute verzichtete er auf den suchenden Blick auf den Boden, doch auf dafür gab es eine Erklärung: Er rauchte.
In seinem Mund steckte eine fürchterlich stinkende Zigarillo, die er immer, wenn er gerade lief, in die Hand nahm, und an der er immer, wenn er stand, zog. Eigentlich wirkte es eher so, als würde er bewusst alle paar Schritte innehalten, um genüßlich an der Zigarillo zu ziehen. Rauchen. Weiterlaufen. Stehenbleiben. Rauchen.
Verdutzt überholte ich ihn. Hatte sein Rauchverhalten seinen Gehstil geprägt?, fragte ich mich. Konnte es sein, dass er sich so sehr an das Innehalten gewöhnt hatte, dass er gar nicht mehr imstande war, anders zu laufen? Dass er, selbst wenn er nicht an einem Glimmstengel zog, Pausen machte und diese nutzte, um auf dem Boden nach weiterem Rauchzeug zu schauen?
Als meine Bahn kam, lächelte ich kurz: Das stetige Innehalten zum Inhalieren oder Stummelsuchen lieferte eine völlig neue Definition des Wortes "Raucherpause"...
morast - 22. Jul, 09:46 - Rubrik:
Bahnbegegnungen