Geistgedanken
Ich wünschte, ich könnte für einen Augenblick die Zeit anhalten, jede Bewegung stoppen, jedes Geräusch in Stille wandeln und in diesem winzigen Moment mich auf die Suche nach mir selbst begeben, nicht länger abgelenkt durch Gedanken, nicht länger bewegt durch Bilder, durch Worte, durch Klänge, nicht länger beeinflußt durch das Leben.
Ich wünschte, ich könnte mich selbst betrachten, wie ich still stehe, zu Stein erfroren, könnte mir in die Augen blicken und erkennen, wer, was, ich bin, was ich träume, was ich suche.
Ich wünschte, ich könnte mir ins Ohr flüstern, was ich will, mir selbst Zeilen in den Sinn setzen, die unvergänglich in meinem Schädel verblieben und mich wissen ließen, daß irgendwo ein Leben meiner harrt.
Ich wünschte, ich meinen Körper in die Hände nehmen und ihn drehen, der richtigen Richtung entgegen, dorthin, wo der bessere Pfad sich durch mein Dasein schlängelt.
Ich wünschte, ich könnte heimlich ein Taschentuch hervorzaubern und meine Tränen wegwischen, die herabhängenden Mundwinkel nach oben zerren und mit wunderlich-magischem Glitzerglanz ein Funkeln in meine trüben Augen malen.
Ich wünschte, ich könnte mir sagen, daß alles gut werden wird.
Und dann sehe ich der Zeit zu, wie sie zur Wirklichkeit schmilzt, sehe mir selbst zu, wie ich beginne, das Ersehnte zu finden.
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morast - 6. Mär, 22:47 - Rubrik:
Geistgedanken
Einen kalten Stein, der einen unvergeßlichen Namen trägt, der unvergänglich verharrend einem grauen Himmel entgegenstrotzt?
Einen Strauß gelb leuchtender Blumen, von der Schönheit des Lebens berichtend und doch selbst in Bälde welkend?
Einen Topf mit zarter Pflanze, noch blühend, doch dem eisigen Frost und der eigenen Vergänglichkeit ausgesetzt?
Ein lächelndes Gesicht, mit fröstelnder Hand in den Schnee gezeichnet, im ersten Sonnenstrahl zerfließend?
Einen Gedanken, der in Liebe zu zerfließt und die Gewißheit birgt, nicht zu vergessen und sich jederzeit erinnern zu wollen?
Vielleicht nichts von alledem.
Vielleicht auch alles.
Vielleicht...
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morast - 6. Mär, 22:47 - Rubrik:
Geistgedanken
Es gibt Augenblicke, in denen ich mir nichts sehnlicher wünsche als zu schreien. Der Schrei käme nicht aus meinen Lungen, nicht aus meiner Kehle, nein, er bräche hervor aus den dunkelsten Tiefen meines Herzen, risse all meine Tränen, all mein Trübsal, all meinen Unmut, all meine Wut, mit sich, explodierte aus meinem gesamten Körper heraus, gellte in fahle Licht der Welt hinein, um die Luft mit lautestem Klang zu zerfetzen. Mein Schrei könnte Welten vernichten, den Himmeln jede Sonne rauben, spülte allen Gram aus meinem Innersten hinaus in die Weiten der Bedeutungslosigkeit. Vielleicht wäre ich dann frei, vielleicht dann endlich aller Lasten entledigt; vielleicht gelänge es mir dann, wieder zu atmen...
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morast - 1. Mär, 22:46 - Rubrik:
Geistgedanken
Es gibt Momente, in denen ich zu erahnen beginne, wieviel vom Leben, wieviel von der Liebe, ich wirklich vermisse, welch bedeutender Teil meines eigenen Daseins mir allein dadurch vorenthalten wird, daß SIE fehlt.
Wer ist SIE?, frage ich mich und bin betrübt beim Anblick der bitteren Erkenntnis, daß ich nicht instande zu sein scheine, mir ein Bild vor Augen zu führen, mir IHR Licht als Trost im Herzen zu bergen. Fetzen und Silhouetten, verschwommene Gesichter, gesagte Worte und ungelebte Träume wirbeln durch meine Sinne, doch formen nicht länger das Antlitz der Hoffnung. Es ist, als hielte ich Tausende Mosaiksteinchen in den Händen und wäre niemals fähig, auch nur zwei zueinander passende zu entdecken. Fragend flüstere ich der Vergangenheit meine Sehnsucht zu, doch das Lächeln, das als Antwort folgt, wirkt matt und leer, hat mich nahezu vergessen.
Als die Welt unter meinen Füßen zusammenfiel, versäumte ich, eine neue zu finden.
Wenn ich meine Augen schließe, vermag ich zuweilen, SIE in mir zu entdecken, gesichtslos, namenlos, doch beseelt von meiner unendlichen Liebe, warm und nah in jedem Moment. Im nächsten Atemzug ist SIE entschwunden. Ihr zarter Hauch hinterläßt nur ein Echo in mir, ein Wissen, dem eine Sehnsucht nach etwas Ungreifbarem folgt.
Ich wage nicht, die Augen wieder zu öffnen, befürchte, SIE endgültig aus mir verlieren zu können, wage nicht, in mein Leben zu gehen, aus Angst, IHR niemals zu begegnen...
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morast - 27. Feb, 22:46 - Rubrik:
Geistgedanken
Aufgrund weitestgehender Isolation von medienartigen Informationsquellen, aufgrund einer Art einsiedlerischer Zurückgezogenheit in lernorientierte Eigengefilde unzureichend funktionierender Weltenignoranz, aufgrund einer mir selbst auferlegten, stetigen Blindheit allgemeinen Geschehnissen gegenüber, ... gelang es mir, den gestrigen Tag vorüberstreichen zu lassen, ohne mich der schmerzhaften Illusion hingeben zu wollen, valentinische Nachrichten, Daseinsbekundungen und Liebesbeweise erhalten zu wollen, ohne in trübselige, selbstbemitleidende Daseinstrübnis zu verfallen und mich selbst als ausgeschlossen, inakzeptiert, verworfen und mit den bitteren Dornen der Einsamkeit bestückt zu betrachten. Auch mißlang es der mich umgebenden, konsumorientierten Profitgesellschaft, hinreichend genug Einfluß auf mich auszuüben, um mir mit aller Deutlichkeit in den Schädel zu meißeln, daß der gestrige Tag mit dem Erwerb holländischer Gewächshausrosen, überteuerter Qualitätsschokoladenartikel oder anderer marktwirtschaftlich auferlegter Liebesbeweise zu befüllen sei; ja selbst die üblichen unzählbaren Grüße und Gedanken, dem angeblich geliebten Partner oder der ersehnten potentiellen Zukunftshoffnung über die öffentlich zugänglichen Medien in erstaunlich umfangreichen Massen versendet, gingen an mir vorüber, ohne von meinem Bewußtsein wahrgenommen zu werden. Ich betrauerte mich nicht, bedauerte noch nicht einmal, keine Gelegenheit erhalten zu haben, selbst ein herzergreifendes Präsent verschenken zu zu können, geschweige denn, eines vermacht zu bekommen. Ein befremdliches Verhalten für jemanden, der doch der Liebe eine Bedeutung beimißt, deren Tragweite mit menschlichem Geiste nicht faßbar ist. Ein verständliches Verhalten für jemanden, der von kalenderorientierten Geschenkzwängen noch nie sonderlich viel hielt und in den Augenblicken valentinischer Sehnsüchtelei noch nicht einmal imstande war, in seinem Kopf das lohnende Objekt angestrengter Begierden ausfindig zu machen.
Tatsächlich bemerkte ich mit einigem Erstaunen, daß die wenigen Informationen, die mich am gestrigen Tage bezüglich des pseudowichtigen Datums heimsuchten, vorwiegend negativer Natur waren, geflüsterte Schreie einsamer Herzen, den anderen, scheinbar liebevoller Lebenden, ihre Liebe und die entsprechenden Zelebrationen mißgönnend, fadenscheinige Gründe suchend, diesen Tag und alle händchenhaltenden Traumwandler zu verachten und mit schmachvollen Worten zu belegen, nicht zuletzt ob ihrer konsumzwangkonformen Geschenkekaufsucht. Derlei Verhalten jedoch empfinde ich fast noch unerträglicher als die von Medien und Wirtschaft proklamierte "Liebe", ist doch Liebe nicht Produkt dieser Negativitäten, sondern sind doch diese Kaufzwänge und Geschenkewünsche schlichtweg eine Folge von Liebe, Sehnsucht und anderen, durchaus ehrbaren Gefühlen.
Sicherlich sei es geraten, sich von äußeren Einflüssen zwanghafter Art abzuschotten und zu versuchen, sein eigenes liebevoll-kreatives Denken wirksam werden zu lassen. Doch sehe ich bei Nichterfüllung der von mir bevorzugten Eigenkreativität noch immer keinen Grund zu Pärchenverachtung und Valentinshaß. Viel bedeutsamer erachte ich die Notwendigkeit, mehr als einen Tag zum Valentinstag auszurufen, womöglich gar jeden Tag des Jahres, so daß sich einerseits die rauschartigen Konsumwahnzustände minimieren würden, zum anderen der Geschenkzwang sich reduzierte, zu guter Letzt jedoch das Bewußtsein für Liebe im allgemeinen und für die eigene Liebe im speziellen anwachsen und sich verstärken möge. So reichen zuweilen wenige Worte oder mit Herz hingekrakelte Striche aus, um nicht nur ein Lächeln auf den Lippen des/der anderen zu erwecken, sondern auch um das Bewußtsein zu schaffen, daß zwischen zwei Personen mehr besteht als nur das tägliche Nebeneinander, als die üblichen, im Fernsehen nur allzu häufig erniedrigten, Werte und Gedanken; das Bewußtsein für ein Gefühl, das fähig ist, Leben zu befüllen und Welten zu bewegen, Seelen zu erschöpfen und Wege zu weisen.
Ich glaube nicht, daß man imstande sein sollte, Liebe und alles, was zu ihr gehört, mit ihr verwandt ist, in einen einzigen Tag zu pressen, mit nichtigen Supermarktpralinen und kitschigen Herzchengeschenken auszudrücken. Doch noch weniger sollte man versuchen, aufgrund der scheinbaren Uneinigkeit zwischen Weltlichem und Seelischem, aufgrund des angeblichen Zwists zwischen Konsum und Liebe, das Schenken als solches, den Valentinstag als solchen, zu verachten und mit Mißgunst zu belegen. Denn das Schenken gehört zur Liebe, ebenso wie ein jeder gemeinsam verlebte Tag dazu gehört. Nur sollte man sich dessen bewußt bleiben, was bedeutend ist und was nur werbewirksam als bedeutend angepriesen wurde.
Und so blicke ich zurück auf einen Tag, der mich nicht wirklich zu berühren vermochte, der in der gewöhnlichen Stille, in der gewöhnlichen Abgeschiedenheit verlief, die vermutlich weniger ertragbar wäre, wüßte ich nicht um die Existenz von Lebens Schönheit und Liebe. Ich blicke zurück auf einen Tag, der verging, ohne mich zu erreichen, der nur wenige Gedanken hinterließ und doch ausreichte, um netten Menschen ein Lächeln zu schenken.
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morast - 15. Feb, 22:45 - Rubrik:
Geistgedanken
berühre mich, laß mich endlich fliehen, schenk mir den augenblick des absoluten stillstands, führe deine hand auf meine zitternde haut und fühle, was zum fühlen nicht mehr fähig, was mich fortreißt, mich erfrieren läßt.
berühre mich, halte meine bleichen hände und beende, was nicht zu beenden ist, bewahre meinen atemzug in deinen lungen, vererbe mir die ruhe, die ich längst verlor, als die welt in meine augen zerbrach.
berühre mich, entführe mich zu dir, zu mir, zurück, entreiße mich dem begreifen, dem denken, halt den kreisel an, der mich in die tiefe zerrt, reich mir deinen silberkuß und flüstre deine warme stille in meine bebenden sinne.
berühre mich, erkenne dich in meinen augen, verstumme mit lächelndem seufzen, erhöre dich in meinem wort, klaube mir das herz aus der brust, entreiße es, um dich darin zu finden.
berühre mich...
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morast - 12. Feb, 22:44 - Rubrik:
Geistgedanken
das war vielleicht schon alles. ein tag, der zu keinem wurde.
alles begann, doch nichts fand ein ende, schwebt ziellos im irgendwo und wartet - vermutlich auf nichts. die erfüllung erreicht mich ebensowenig wie der totale verlust. der nach vorne gewagte schritt wird heimlich zurückgenommen, als ich mir der unsinnigkeit meines handelns bewußt werde. gern verschenkte ich gefallen, doch scheine ich nicht dazu erwählt.
und so verbleiben profanitäten, standardisierte lebensmuster, die erquickung im gewöhnlichen suchend. vielleicht. denn selbst das befremdlich andere, die winzige herausragende zacken der normalität, scheint im munde des betrachtenden keiner erwähnung wert zu sein. geringschätzende fragen durchbohren das sein auf der suche nach weiterer nichtigkeit.
die flucht reißt mein lächeln hinfort, treibt mich zurück zu altem entsetzen, das mich wieder fand. ich handle, doch beginne nur. wer weiß, ob ich weiteres wagen kann. sei es nicht vonnöten, hoffe ich. doch zweifle. die lüge sucht sich selbst, vergiftet jedes denken. ich schwebe im haltlosen nichts, verzerrt in keine richtung.
zu zart meine weigerung, zu zaghaft mein kampf, zu winzig die berührung, zu schüchtern das wort, zu flüsternd das nein, zu lächelnd das ja. jeder ansatz tilgt den versuch. jeder absprung löscht den sturz.
mit wachem, wehem auge blute ich meine gedanken aus dem herz, doch finde kein ende, keine antwort.
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morast - 12. Feb, 22:43 - Rubrik:
Geistgedanken
ich begegnete dem leben.
von den wirren launen des schicksals durch die zeiten getrieben, entdeckte ich mich plötzlich vor dem leben. du blicktest munter in mein gesicht, freude glänzte in deinen augen. mit meinen armen umschlang ich das leben, drückte dich an meine brust, nährte mich für einen kurzen augenblick erneut von deinem licht. du lächeltest, doch sah ich eine träne blitzen.
worte flogen durch den raum, betrafen die gegenwart, die mich nicht zu berühren wußte. dein lächeln schwand nicht, nein, es wuchs, riß mich mit sich in die lüfte. ach, hättest du verweilen können!
noch einmal barg ich dich in meinen armen, ließ die augenblicke heimkehren, in mich gleiten. deine unsichtbaren tränen fanden mich und flüsterten leise: "lebewohl." abschied rief dich hinfort, entriß dich mir.
traurig blickte ich dem leben hinterher, das ich längst verloren hatte.
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morast - 10. Feb, 22:16 - Rubrik:
Geistgedanken
und plötzlich begann es zu regnen.
aus deinen augen flossen kristallbare bäche, unaufhaltsam in ihrem lauf.
ich versteckte dein gesicht an meiner schulter, bedeckte deine trauer mit meiner wärme.
doch ich erreichte dich nicht. die wolken in deinem kopf wollten nicht weichen.
irgendwer hatte die sonne gestohlen.
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morast - 10. Feb, 22:14 - Rubrik:
Geistgedanken
das wiedersehen war kurz und doch zu lang.
wie schwer doch stille wiegen kann.
ich erinnere mich daran, noch gestern dein foto geküßt zu haben.
jenes bild, auf dem du lachend aus meinen armen auftauchst.
doch die, die ich küßte, war eine andere.
warst nicht du.
irgendwie.
wir versuchen, die last des schweigens mit einem lächeln zu vertreiben.
wir versuchen, themen zu finden, die wir kennen.
wie versuchen, einander zu finden.
doch die vergangenheit trennte uns.
in der gegenwart bleiben narben und klüfte zurück.
ich lächle dir zu, doch du weißt, daß ich lüge.
dein mund äußert bedauern.
"wir sollten mal wieder etwas zusammen machen."
ich stimme dir zu, doch sehe mich schon in mein schneckenhaus zurückkriechen.
die wirklichkeit soll mich nicht finden.
das war alles.
wenige worte, die so unendlich schwer waren, daß sie noch immer am boden herumkriechen, ohne gefunden zu werden.
bilder, auf denen wir aus irgendeinem unverständlichen grund lachen.
eine leere, die nicht befüllt werden kann.
vage gesten, die wohl nichts bedeuten.
die vertrautheit zerbrach längst.
irgendwann hatten wir uns verloren.
der schein der freundschaft schmerzt.
waren wir einander immer schon so fremd gewesen?
betrübt blicke ich dir nach.
irgendetwas in mir vermißt das mädchen auf dem foto.
das mädchen, das du längst nicht mehr bist.
vielleicht nie warst.
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morast - 7. Feb, 22:14 - Rubrik:
Geistgedanken