Mittwoch, 9. Juli 2008

Die Spinne am Fenster

Ich mag es, mit der Bahn zu fahren. Das ist erstaunlich, denn ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass ich das bequeme Reisen mit der Eisenbahn romantisiere. Will ich wirklich produktiv sein, suche ich mir einen anderen Ort als die Bahn aus. Zum Entspannen dient eine Fahrt, egal ob kurz oder lang, auch nicht; zuviel gibt es, was ablenkt, stört oder interessiert. Und die Bequemlichkeit der Sitze vermag auch nicht, zum Verweilen einzuladen. Und doch: Ich mag es, mit der Bahn zu fahren, mag es, in unnatürlicher Haltung zukünftige Comics zu skizzieren, mag es, von Schaffnern und Kaffebringern aus meiner Lektüre gerissen zu werden, mag es, wenn mein Sitznachbar versucht, sich gleichzeitig auszubreiten und zusammenzufalten.

Und ich mag es, mein Fahrrad mitzunehmen. Insbesondere bei Kurzstrecken und insbesondere in Sachsen-Anhalt, wo die Fahrradmitnahme in Regionalzügen kostenfrei ist, bietet es sich an, das eigene Rad als Begleitung zu erwählen, um im Stadtverkehr nicht zusätzlich für öffentliche Verkehrsmittel zahlen zu müssen und zugleich äußerst flexibel zu sein. Unglücklicherweise bin ich selten der einzige, der diesen Mobiltätsvorteil nutzt und muss häufig sehen, wie ich mein Fahrrad verstaue, ohne gleichzeitig den gesamten Gang zu blockieren.

Denn obwohl die Bahn freundlicherweise besondere Zugteile für Radreisende reserviert, ist die Anzahl dort positionierbarer Fahrräder nicht nur begrenzt, sondern schlichtweg lächerlich. Die Regionalbahn, die ich unlängst benutzte, fühlte sich bespielsweise bereits mit vier Fahrrädern überfordert. Alles, was mehr war, stand im Weg und barg außerdem die Gefahr, jederzeit umfallen zu können. Denn die früher üblichen Gurte, mit denen auf simpelste Weise Räder vertäut und standsicher gemacht werden konnten, existieren nicht mehr, nur noch metallene Ösen, an die man sein Rad anschließen kann - so man denn das Fahrrad besitzt, das unmittelbar an der Wand lehnt.

Die Schaffnerin war wenig erfreut, als sie das Radkonstrukt sah. "Dass die Leute aber auch ihre Räder nicht ordentlich hinstellen können...!", grummelte sie, obwohl die "Leute" allesamt mithören konnten. Und tatsächlich war es weniger die Schuld der "Leute", sondern vorrangig die der "anderen Leute", nämlich jener, die beschlossen hatten, dass sich die besten Sitzplätze dort befänden, wo für Fahrräder Platz gewesen wäre. So verhinderte beispielsweise eine äußerst beleibte Frau durch ihre Sitzhockerei, dass ich mein Rad optimal deponieren konnte - und ließ sich auch nicht davon stören, dass nur wenige Millimeter neben ihrem Leib zahlreiche Gummi- und Metallverflechtungen aufragten.

Ich sagte nichts, denn ich hielt sie nicht für dumm genug, ihre Albernheit nicht zu bemerken, ignorierte die Schaffnerin und setzte mich so, dass ich mein Rad im Blick hatte und jederzeit aufspringen konnte, um es am Umfallen zu hindern, wieder aufzuheben oder beiseite zu schaffen. Mir gegenüber saß ein Polizist, und ich war erstaunt, dass ich diesmal nicht das übliche Schuldgefühl verspürte, das mich sonst befällt, wenn ich der Ordnungsmacht gegenüberstehe. Ich habe nichts getan, und doch reicht die Anwesenheit eines Polizisten normalerweise aus, um mich zu fragen, ob ich nicht doch irgendwelche Übel verbrochen hatte.

Dieses Exemplar jedoch war vollkommen sympathisch. Er besaß weder den Klischeeschnauzbart noch den Klischeebierbauch, sondern ein freundliches und offenes Gesicht und eine häßliche Uniform. Die Idee, dass senfgelb auch nur ansatzweise sympathisch wirken könnte, erwies sich umso absurder, je länger ich auf das Hemd des Polizisten starrte. Die ganze Zeit über konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, mich in der Rückblende eines Films zu befinden, in der ausschließlich ausgeblichene Farben existierten. Und außerdem: Was sollte diese alberne Doppelnaht auf der Hemdhinterseite? Hatte sie eine Funktion? So wie die Hemdtasche, in der praktischerweise ein winziges, abgetrenntes Fach für Kugelschreiber existierte?

Ich besitze nur wenig Modekenntnis, doch konnte den Anblick des Hemdes kaum ertragen. Es war, als wäre ich in eine fremde Zeit katapultiert worden. 'Die Ärmel sind zu lang.', dachte ich noch, bevor mein Blick sich in den Sternen auf der Polizistenschulter verfing. Drei Sterne, und ich hatte keine Ahnung, ob das viel war oder was sie bedeuteten. Noch während ich grübelte, bemerkte ich die Mütze. Der Polizist hatte sie die ganze Zeit in der Hand gehalten, doch nun, da er in Begriff war auszusteigen, setzte er sie auf. Ach herrje! Kein Wunder, dass ich, wenn ich Polizisten zeichnete, immer an den Mützen verzweifelte. Diesen Dingern fehlte jede Ästhetik. Mehr noch: Sie waren imstande, die Häßlichkeit des Hemdes zu überbieten!

Der Zug war vollbesetzt. Daher konnte ich durchaus die dicke Dame verstehen, die sich krampfhaft an ihren, von Fahrrädern eingekeilten Sitzplatz klammerte. Und dennoch: Hier und da fanden sich jene, die selbst bei voller Zugbesetzung beschließen, sich unbedingt über zwei Plätze querlegen zu müssen. Mit einer höflichen Nachfrage hätte sicherlich jeder, auch die Stehenden, ein Plätzchen ergattern können. Doch im Pulk sind Menschen doof, und so wunderte es mich auch nicht, dass ausgerechnet dann, als der Zug seine Maximalbefüllung erreicht hatte, jemand beschloss, einen Bekannten anzurufen.

"Ich sitze gerade im Zug.", war dann auch der inhaltsintensivste Satz des Telefonats, dessen diesseitiger Anteil von gefühlten dreihundert Personen vernommen werden konnte. 'Warum sucht man sich ausgerechnet den am dichtesten gepackten Ort aus, um private Informationen zu verkünden?, fragte ich mich, doch wurde rasch wieder abgelenkt. Zwei Sitzplätze weiter löste eine junge Frau großformatiges Sudoku, und interessiert beteiligte ich mich an ihren Bemühungen, die leeren Kästchen zu füllen. "Da muss 'ne 4 rein!", wollte ich hinüberrufen, doch schwieg und starrte aus dem Fenster.

'Wie schnell fahren wir eigentlich?', überlegte ich. Offensichtlich nicht schnell genug, denn eine winzige Spinne hatte keine Mühe, auch bei höheren Geschwindigkeiten an der Außenseite der Fensterscheibe zu kleben. 'Nicht schlecht.', dachte ich bewundernd und erschrak, als es plötzlich schepperte. Ein Fahrrad war umgefallen - ausgerechnet das der lautstark Telefonierenden.

'Ich mag es, mit der Bahn zu fahren.', dachte ich und grinste.

Dienstag, 8. Juli 2008

23: Jakobstraße

Montag, 7. Juli 2008

Lernfähig

Manchmal lernt man etwas.

Als Kind beispielsweise lernte ich, dass es dem eigenen Zahnbestand schadet, träumend Fahrrad zu fahren und dadurch gegen ein parkendes Auto zu prallen. Ich lernte, dass Fahrradlenker hart sind und dass ein blutüberströmtes Knie unbedeutend wirkt gegenüber dem plötzlichen Fehlen von Schneidezahnteilen. Ich lernte, dass Klassenkameraden auch imstande sind, ihren Spott zu verkneifen, und Zahnärzte zu fürchten. Insgesamt lernte ich eine Menge, und seitdem habe ich es gründlichst vermieden, auf andere Autos aufzufahren.

Als ich gestern von einer größeren in eine kleinere Straße abbiegen wollte, rutschte der Vorderreifen meines Fahrrads in Straßenbahngleise. Die bereits begonnene Linksbewegung wurde abrupt gestoppt, und Augenblicke später lag ich schmerzbedeckt mitten auf der Straße. Nur ein einziges Auto war zu sehen, dessen Weg ich jedoch versperrte. Also stand ich auf, klaubte mein Rad vom Boden und schob es, humpelnd und das Gefährt als Krücke missbrauchend, auf den Bürgersteig. Irgendwas stimmte nicht mit dem Fahrrad, doch das hatte keine Prioriät. Erst einmal wollte ich mich hinhocken, die Zähne zusammenbeissen und darauf warten, dass der Schmerz vorübergeht.

Der Fahrer des einzigen Autos erkundigte sich nach meinem Befinden, doch ich winkte nur ab. Der Schmerz würde nachlassen, wusste ich; ich brauchte nur ein paar Sekunden Ruhe. Und tatsächlich, nach einer Weile stand ich auf und begann, mein Fahrrad zu begutachten. Das Vorderrad hatte sich ein wenig verzogen, doch mit wenigen Handgriffen hatte ich die Flügelschrauben gelockert, das Rad justiert, die Bremsbacken auserichtet und mein Fahrrad wieder repariert.

Ich selbst hatte, wie ich nun feststellen musste, mehr Schaden erlitten. Meine linke Pobacke schmerzte, und ich freute mich auf den Anblick eines riesigen blauen Flecks. Außerdem gab es irgendwo am linken Schienbein noch eine versehrte Stelle, doch war die im Augenblick ohne Bedeutung. Ansonsten war nichts geschehen; selbst meine Kleidung war ohne Löcher oder Risse davongekommen. Ich schwang mich auf das Rad und fuhr heim.

Was aber hatte ich gelernt? Dass es durchaus Menschen gibt, die willens sind, Hilfe anzubieten, weiß ich längst, so sehr es mich auch immer wieder freut. Dass ich Straßenbahngleise meiden sollte, hatte ich bereits mehrere Male erfahren. Dass Asphalt hart ist und Schmerz vergeht, wusste ich auch schon. Und dass mein Fahrrad nicht so leicht kleinzukriegen ist, war mir auch bereits bekannt.

'Manchmal lernt man etwas.', dachte ich, während ich erstaunlich behende die Stufen zu meiner Wohnung erklomm. 'Doch dieser Unfall war einfach nur dämlich.'

Samstag, 5. Juli 2008

Hihi

Dieser Calvin&Hobbes-Comic hätte auch ein Fred-Comic sein können...

Freitag, 4. Juli 2008

23: Daten

Eigentlich wollte ich die Thematik 23 ja für heute ruhen lassen, damit nicht der Eindruck entsteht, ich wolle fortan täglich über diese Zahl berichten und womöglich gar irgendwelche Verschwörungen aufdecken. Doch eine Sache fiel mir heute auf, die so offensichtlich ist, dass ich mich wunderte, sie nicht eher bemerkt zu haben.

Spätestens seit dem nicht sehr guten Film "23" sollte allgemein bekannt sein, dass das Gründungsdatum der Bundesrepublick Deutschland der 23.05.1949 war. Dieses Datum ist insofern bemerkenswert, weil es neben einer wunderschönen 23 eine nicht minder wunderschöne 5 enthält, die ja bekanntlich die Quersumme der 23 ist. Und bildet man die Quersumme von 1949, wird man feststellen, dass sich auch hier eine 23 ergibt. Verrückt!

Noch verrückter wird es allerdings, wenn man zu einem weiteren bedeutenden Datum der deutschen Geschichte hüpft, nämlich zum Tag der Wiedervereinigung. Dieser wurde offiziell auf den 03.10.1990 datiert - und ich finde es wunderschön, dass die Datumsquersumme mal wieder 23 ist...

Donnerstag, 3. Juli 2008

23: Adelheidring

Dienstag, 1. Juli 2008

23: Intellektuell

Ich werde an dieser Stelle in Zukunft in unregelmäßigen Abständen Dinge posten, die mit meiner Lieblingszahl 23 zu tun haben...

In der Top100-Liste der Intellektuellen steht einer der von mir am meisten favositierten Autoren Salman Rushdie auf Platz 23.

[via]

Montag, 30. Juni 2008

Schmatz

Dass das Wort "Kuss" tatsächich dazu anregt, die Lippen ein wenig zu spitzen und so etwas wie einen Kussmund zu formen, war für mich eine neue, aber nicht sonderlich überraschende Entdeckung. Dass aber die eigentlich recht neutrale Verabschiedung "Tschüss" diesen Kussmund noch stärker ausprägt, beeindruckte mich dann aber schon. Zwar weigert sich mein Herkunftswörterbuch, eine Aussage darüber zu machen, doch halte ich es nicht für unmöglich, dass "Tschüß" aus eben jener Lippenverformung heraus entstand...

Samstag, 28. Juni 2008

Viele Worte

Ich verliere gerne viele Worte.

Wenn ich von einem Ereignis berichte, das mir widerfuhr, wenn ich Dinge erwähne, von denen ich hörte, wenn sich die Thematik in jene Bereiche begibt, die sich mit denen meines Interesses decken, schwafle ich. Nicht nur mündlich, auch schriftlich. Ich bin überhaupt nicht imstande, mich kurz zu fassen, und auch wenn ich es hin und wieder versuche, muss ich doch feststellen, dass es mir nicht gelingt. Selbst die einfachste Information wird in meinen Gedanken mit Verschnörkelungen versehen, die ich nicht selten für wichtig erachte.

Wenn ich zu erzählen beginne, entdecke ich oft, dass eine Vorgeschichte existiert, die nicht minder interessant ist und die dazu beiträgt, den eigentlichen Inhalt besser zu erfassen. Doch leider verfügt die Vorgeschichte ebenso über eine Vergangenheit, und häufig müssen auch hilfreiche Erläuterungen zwischengeschoben werden. Rasch entwickelt sich ein eigenlich harmloser Fakt zu einer kleinen Geschichte, zu einem Wirrwarr von Informationen, das ich sorgsam zu einem Paket verschnüre. Ich erzähle gerne und mag es daher, den Fluss der Geschichte zu steuern, gezielt auf Neben- und Hauptpfaden zum Kern hinzulenken, zur Auflösung, die ich – natürlich – bis zum Schluss hinausgezögere. Selbst wenn es zum besseren Verständnis notwendig wäre, den Kern schon vorher preiszugeben, weigere ich mich, lasse ein paar Andeutungen fallen und strapaziere die Geduld von Zuhörern und Lesern.

Komm zum Punkt!, lese ich auf den Gesichtern, doch das erweist sich als unmöglich. Stets exisitieren unzählige Nebeninformationen, die ich für relevant halte, von denen ich glaube, dass sie keinesfalls weggelassen werden können, so viele Wörter, die mir noch auf der Zunge liegen, darauf wartend intoniert zu werden. Rascher zum Punkt zu kommen, bedeutet für mich nur, schneller zu reden.

L meinte mal zu mir, dass sie hoffe, mich niemals dolmetschen zu müssen. Denn nichts ist anstrengender für einen Übersetzenden, als erst nach dem Ende des Gesagten zu erfassen, was dessen Inhalt gewesen war – und dann erst mit dem Dolmetschen beginnen zu können.

Ich mag die deutsche Sprache, liebe es, mit Wörtern zu spielen, neue zu erfinden. Etwas zu erzählen bedeutet für mich, nicht nur eine Information zu verkünden, sondern zugleich die Möglichkeiten meines Wortschatzes auszuschöpfen und zu erweitern, kleine Kunstwerke zu bauen, an denen ich mich heimlich erfreue.

Außerdem liebe ich Schwulst. Seit Jahren bereits finde ich Gefallen daran, meine Sprache mit veralteten Ausdrücken und umständlichen Wendungen zu zieren, Sätze zu verlängern und immer neue Synonyme für bereits verwendete Wörter zu entdecken. Ich mag Anaphern und Epiphern, Alliterationen und Wiederholungen, Aufzählungen und Einschübe – selbst wenn das Textverständnis darunter leidet.

Wie kann es da verwundern, dass es mir nicht gelingt, mich kurz zu fassen, dass ich mich am klanglichen Konstrukt des Satzes erfreue, während Leser oder Zuhörer nur auf die Information warten, die am Ende meiner Ausführungen folgen wird? Wie kann es da verwundern, dass, selbst wenn ich mich bemühe, nur wenige Worte zu verwenden, am Ende doch wieder ein Text entsteht, dessen sich Länge weit jenseits des eigentlich Gedachten befindet?

Heute las ich eine Frage, die ich mir selbst zu beantworten versuchte: Wie ordnest du deine Bücher? Die gelesene Antwort war – erstaunlicherweise – "Nach Farben.". Die in meinem Kopf entstehende Antwort jedoch nahm schnell romanartige Formen an. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und begann, sie aufzuschreiben.

The Order of the Books

Ich besitze insgesamt drei Regale, in denen ich Bücher aufbewahre, und ursprünglich hatte jedes von ihnen eine eigene Bedeutung. Regal 1 stammt von Ikea, ein simples Gorm-Regal, auf das die Blicke fallen, sobald man mein Zimmer betritt. Hier befinden sich Bücher, die ich besonders mag, Bücher, die ich immer wieder lese. Sie sind nach Autoren geordnet, was jedoch nicht heißt, dass irgendein alphabetischer Algorithmus eine Rolle spielt, sondern nur, dass Werke desselben Autors nebeneinander Platz finden. Da ich von einigen durchaus viele Werke besitze, ist es natürlich auch eine gewisse Eitelkeit, die mich dazu bringt, die Bücher am, Zimmereingang zu präsentieren. Nebeneinander aufgereiht bilden sie einen durchaus beeindruckenden Anblick.

Ich hatte anfangs versucht, die einzelnen Etagen thematisch zu sortieren, doch weil immer weniger Platz zur Verfügung stand, vermischten sich die Kategorien. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass mich das sonderlich stört.

Da das Gorm-Regal beidseitig befüllbar ist, existieren auch auf der Rückseite Bücher, ebenfalls nach Autoren sortiert, doch ansonsten keiner weiteren Struktur unterworfen. Hier finden sich zumeist meine Neuanschaffungen, die ich, nachdem ich sie durchlas, erst einmal dorthin positionierte, wo es noch ein wenig freien Platz gab.

In der – vom Eingang aus gesehen – linken Zimmerecke steht Regal Nummer 2. Dieses befasst sich vornehmlich mit Fantasy und Science-Fiction, und ich finde es amüsant zu bemerken, dass es noch ein weiteres Ordnungskriterium gibt: Von oben nach unten nimmt die Beliebtheit der Bücher ab. Nicht kontinuierlich – zwischendurch befinden sich immer Ausreißer, die eher in Richtung des oberen oder unteren Endes der momentanen Gutfindskala einzuordnen sind -, doch allein, dass meine Lieblingsfantasyreihe an oberster Stelle steht und sich weit unten Werke befinden, dir mir einst geschenkt wurden, obgleich ich nie etwas mit ihnen anfangen konnte, ist Beweis genug. Dass ich unter der letzten Bücherreihe noch unzählige Comichefte lagere, beinhaltet jedoch keinerlei Wertung.

Das dritte Regal ist klein und hängt über meinem Bett. Hier stehen vorwiegend Comicbücher. Und weil einige der Comics sich auch jüngeren Lesern zuwenden, findet man in dem kleinen, durchaus unansehnlichen Regal auch Bücher für Kinder und Jugendliche. Nicht viele, aber ein paar. Warum Kafka und Hesse ebenfalls dort anzutreffen sind, vermag ich aber nicht zu sagen.

Freitag, 27. Juni 2008

Drängelei

Ich lehnte mein Rad an die Hauswand, ließ das Schloß ein sanftes "Klick" von sich geben und klingelte. Nicht, dass ich häufig Ärzte besuchen würde, doch eine Praxis, bei der die Haustür bereits verschlossen war und per Gegensprech geöffnet werden musste, war mir bisher begegnet. Niemand reagierte. Sicherlich, ich hatte zaghaft geklingelt, kurz nur, als wäre die versperrte Haustür ein Versehen gewesen, das zu entschuldigen ich gerne bereit war. Vielleicht war aber auch mein Klingeln nicht gehört worden. Wer wusste denn, mit welcher Hörbarkeit der Klingelton im Inneren der Praxis ertönte? Allzu penetrant durfte er schließlich nicht sein; die Patienten könnten das übelnehmen. Vielleicht hatte die Ärztin aber auch Urlaub, und niemand war anwesend. So etwas passierte, und mich hätte es nicht sonderlich überrascht.

Neugierig trat ich einen Schritt zurück, versuchte, irgendeinen Hinweis auf Urlaub zu entdecken. Doch ich fand nichts. Ich klingelte ein zweites Mal, diesmal länger, kräftiger, und trat erneut zurück. Vielleicht hing ja im Fenster ein kleines Schild. Oder irgendwo klebte ein Aufkleber "Urlaub vom ümpften Juni bis zum blorksten Juli." Nichts.

Die Tür brummte. Mein Klingeln war erfolgreich gewesen; mir wurde Einlass gewährt.
Doch bevor ich den Türgriff berühren konnte, hatte sich seine kleine, alte Frau an mir vorbeigestohlen, die Tür geöffnet und die wenigen Stufen zur Hochparterre hinaufbegeben. Das gibt'S doch nich!, dachte ich verblüfft. Dreist und kommentarlos hatte sich die Omi vorgedrängelt - und wollte natürlich auch zur Allgemeinärztin.

Das Wartezimmer war voll, nur ein einziger Sitzplatz frei. Ein Kind beschaute sich fasziniert einen Artikel über den "Sex and the City"-Kinofilm, und ich fragte mich, ob es nicht bessere Lektüre für ihr Alter gab. Ein junge Frau blätterte in einer Mode- und Promizeitschrift, und ich entdeckte auf Anhieb neun Gründe, warum ich sie unsympathisch fand. Die anderen Wartenden waren unauffällig, von buntem und weniger buntem Blattwerk gefangengenommen.

An der Anmeldung staute es sich. Die alte Frau wollte wohl unaufdringlich wirken und ließ großen Abstand zu ihrem Vordermann. Genug, um mich schon fast wieder aus der Praxis hinauszubefördern. Genug, um meinen potentiellen Hintermann zum ebenfalls Vordrängler werden zu lassen: Er hatte nicht wahrgenommen, dass wir anstanden und sich spontan in die Riesenlücke vor Omi eingereiht. Omi schwieg, empörte sich nicht.

Interessiert beobachtete ich sie. Entweder sie tolerierte als geübte Vordränglerin fremdes Vordrängeln - oder sie sie fraß ihre Entrüstung in sich hinein.

"Entschuldigung.", sagte ich in freundlichstem, höflichstem Tonfall zu meinem potentiellen Hintermann. "Wir stehen auch an." Mein potentieller Hintermann wurde zu einem richtigen, und Omi fand nun, da jemand die Thematik auf die Tisch gebracht hatte, ihre Stimme: "Genau. Hinten anstellen!"

Darauf hätte ich antworten sollen. Doch ich schwieg.

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