Farbenfroh

Freitag, 7. März 2008

Zu Charlotte Roches "Feuchtgebiete"

Ich habe es gelesen, das Buch, das derzeit durch aller Munder wirbelt, die Worte "Pornographie" und "eklig" weckt und somit noch mehr Neugierde erwirkt, als ohnehin durch die Person der Autorin geschaffen wurde. Die Rede ist von Charlotte Roches Werk "Feuchtgebiete", das zu lesen ich plante, seitdem Frau Roche in irgendeinem Interview erwähnte, an einem Buch zu arbeiten. Denn obgleich ich weitestgehend ohne Fernsehen und somit auch ohne Viva und dessen zweiten Teil aufwuchs, war es der Fernsehwelt doch bisweilen gelungen, mittels dieser jungen Frau bei mir bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Und auch später, nachdem sie von den gängigen Musiksendern verabschiedet wurde, behielt sie meine Sympathien und vermochte sogar, diese zu steigern, indem sie bei sporadischen Medienauftitten eine Direktheit an den Tag legte, die ich bewunderte.

Nun also ein Buch. Den eigenen, bekannten Namen auszunutzen, um die Verbreitung des eigenen Werkes anzukurbeln - die Idee ist nicht neu. Überall findbare Interviews taten ihr Übriges, mich zu verlocken.

Kurz nach dem Veröffentlichungsdatum besuchte ich diverse Buchhandlungen - und fand nichts. Die Mitarbeiterin des Hannoverschen Bahnhofs-Virgin-Stores kramte sogar für mich in den Neuerscheinungen herum, leise murmelnd: "Das müsste doch zu finden sein. Der Umschlag hat so eine häßliche Farbe." Don't judge a book bei it's cover., dachte ich, doch schwieg.

Eine Nachfrage ergab, dass der Verlag nicht imstande gewesen war, ausreichend viele Exemplare zur Verfügung zu stellen. Lächerlich.

Ein paar Tage später dann erwarb ich "Feuchtgebiete", auch wenn ich mich fragte, ob knapp 15 Euro für knapp 200 Seiten berechtigt sein würden. Ich begann zu lesen, doch war nicht schockiert. Die Interviews mit Frau Roche hatten mich schon darauf vorbereitet: Hier geht es um Rosetten, um Analfissur, um Haare, Pickel, Sex und natürlich alle Arten von Körpersäften.

Das war es aber auch schon fast. Die eigentliche Handlung lässt sich in einem einzigen, nicht sonderlich langen, Satz zusammenfassen. Das Füllwerk besteht aus Smegma und Eiter, aus Blut und Kot.

Ich ekelte mich nicht. 13 Monate verbrachte ich als Zivildienstleistender im Krankenhaus und sah genug, um diesbezügliche Sensibilität reduziert zu haben. Und auch das Verhältnis zu meinem eigenen Körper ist entspannt genug, um das, was die Romanheldin treibt, als nicht sonderlich beeindruckend zu empfinden.

Natürlich; sie ist extrem. Doch während ich anfangs glaubte, sie bildete den Gegenpol zum zunehmenden Hygienewahn in unserer Gesellschaft, stellte ich nach und nach fest, dass sie selber einem körperbezogenen Wahn frönt, ja, dass sie sich intensiver, besessener, mit ihrem Körper beschäftigt als die Menschen, die sie mit kritischen Gedanken überhäuft.

Und noch etwas stört: Die Romanheldin Helen ist permanent geil. Jede einzelne ihrer Körperflüssigkeiten scheint sie in Stimmung zu bringen, zu Spielchen anzuregen, deren Hauptbestandteil ihr eigener Leib ist.

Und nebenbei ein wenig Handlung. Geschiedene Eltern und ein sorgsamer Pfleger - alle bilden blasse, unwirkliche Nebenfiguren in einer Geschichte, in der anscheinend nur Helen existiert. Helen, die im Krankenhausbett liegt, sich auflehnt, ihre Körpersäfte großzügig verteilt und sich eigentlich nur ein bißchen mehr heile Welt wünscht.

Ich habe das Werk gelesen und bereut, dafür 15 Euro ausgegeben zu haben. Es ist kein Buch, das gemocht werden möchte, das steht fest, doch konnte es mich auch nicht faszinieren oder nachhaltig beeindrucken. Sicherlich, es ist erwähnenswert, wieviel hier zur Sprache gebracht wird, worüber sonst geschwiegen wird, wieviele Dinge für Helen normal sind und partiell vielleicht auch für uns normal sein sollten. Es ist erwähnenswert, dass das Buch nur aus Arsch, Muschi und Penis besteht und trotzdem 200 Seiten füllt, dass es interessant genug geschrieben ist, um es nicht gleich weglegen zu wollen, dass der Widerwärtigkeitsfaktor trotz allem gering genug ist, um weiterlesen zu können.
Es ist angenehm zu wissen, dass es möglich ist, über solche Dinge zu schreiben, und ich glaube, dass es Jugendlichen einen Teil ihrer selbstbezogenen Unsicherheiten rauben könnte.
Dennoch zweifle ich daran, ob dieses Werk nötig war, frage mich, ob die darin enthaltene Kritik am Gegenwärtigen nicht längst in den Interviews, die Frau Roche bereits gab, abgearbeitet worden war.

Ich habe es gelesen, das Buch, dessen Autorin ich schätze, dessen Inhalt jedoch mich raum zu berühren vermag, dessen Handlung zu schmal ist, um Bedeutung zu haben. Ich habe es gelesen und kann nicht davon abraten, es ebenfalls zu lesen, weil es gut genug ist, weil es Sprache und Themen nutzt, die man so in anderen Büchern kaum finden wird. Und dennoch war ich enttäuscht, enttäuscht davon, nicht genügend beeindruckt gewesen zu sein.

Montag, 28. Januar 2008

Kolumnisten sind auch nur Blogger

Dieser kleine, wenig herausragende Film auf watchberlin zeigt nicht nur zahlreiche Kolumnisten, die sich zu einem gemeinsamen Fotoshooting versammelten [unter ihnen auch Rowohlt und Martenstein [Letzteren lese ich ja durchaus gern. [An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich die zeit.de-Navigation abscheulich finde - und nicht minder den anscheinden nicht konsequent funktionierenden Autoren-RSS-Feed. [Jetzt muss ich erst einmal nachzählen, wieviele Klammern ich zu schließen habe...]]]], dessen Ergebnisse [Kolumnisten vor stilvollem Kamin mit leichtbekleideten Damen zwischendrin] voraussichtlich wenig beeindruckend sein werden, sondern ein paar Gesprächs- und Interviewfetzen, die deutlich klarmachen, dass Journalisten, zumindest aber Kolumnisten, auch nur Blogger sind: Sie prostitutieren ihr Privatleben für ein paar unterhaltsame Zeilen, mögen das Schreiben, wenn es gut läuft, empfinden es aber sonst als Qual, bevorzugen spontan enstandene Texte, weil sie nicht so konstruiert wirken und freuen sich auch über unfreundliche Leserbriefe, weil diese zeigen, dass zumindest irgendwer diese Zeilen las.
All das hätte auch ein halbguter Blogger erwähnen können. Ich zum Beispiel. [Aber mich fragt ja keiner. [Ist vielleicht auch besser so.]]

Donnerstag, 17. Januar 2008

Arrr!

Damit es nicht nur auf fonflatter.de, sondern auch hier mal was zu Beschauen gibt...

pirat

Dies ist übrigens mein Beitrag zum ChooseYourMoose004 auf dem UarrrBlog.

Und so.

[Im Hintergrund: Samsas Traum - "Wenn Schwarzer Regen"]

Dienstag, 8. Mai 2007

Bilderrätsel

Bilderrätsel

Danke an meine Hutze für die Idee...

Montag, 23. April 2007

Mutig

"Ich hasse diesen selbstreferentiellen Scheiß!"
(morast.twoday.net)
Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

Dienstag, 3. April 2007

Auf der Seite der Guten

Eigentlich ist es einfach:
Ich bin eine große Firma, erfinde etwas Ungutes, das jeden ärgert, sich aber irgendwie dennoch durchsetzt. Wenn allmählich die kritischen Stimmen leiser werden und sich Gewöhnung breit macht, dann setze ich mich mit einer anderen Firma zusammen, die derzeit mit positivem Öffentlichkeitsbild behaftet ist, beschließe spontan, meine Ungut-Erfindung zu reduzieren - gegen Aufpreis natürlich. Ich werde kein Wort des Bedauerns äußern, sondern das zu bezahlende Weglassen des eigentlich Unnötigen als etwas völlig Neues präsentieren.
Und dann werde ich als Held, als Vorreiter einer neuen Ära, gefeiert, lobgepriesen und bewundert ob meines Freiheit vorantreibenden Schaffens. Plötzlich stehe ich nicht nur im öffentlichen, verkaufsfördernden Gesprächsmittelpunkt, sondern auch auf der Seite der Guten - und kann ruhigen Gewissens auf frisch gestopften Geldsäcken einschlafen...

Donnerstag, 15. März 2007

[kreativer Betreffzeileninhalt]

Während ich monatelang fern der Heimat verweilte, verfaßte ich nahezu täglich eine Email an meine Freundin. Jedoch bin ich kein Betreffzeilenliebhaber, weswegen ich selbige mit Buchstabenaneinanderreihungen füllte, die nahezu nichts mit dem Mailinhalt zu tun hatten.
Unter anderem lauteten sie:


knuselwusel und so
[kreativer Betreffzeileninhalt]
Omelette ohne Ei
Schnürsenkel
Zeit für Fußpflege
Kniep
Kissenschlachtschiff
Der Geschmack von Regenbögen
die Diskriminierung des Daumens
"Heiße Schokolade." - "Komischer Name"
Und er groffte sich einen Apfel...
Schuhfladen
Apfelmussuppe
Leb- und Sterbkuchen
Regenbogenweiß
Rudi Mentär
Ein leckeres Kettenkarussel
Spagat der Einbeinigen
Rudolf Rotnase
Jod statt Böller
ich reich mir meine hand
nichtsdestotrotz
Russisches Omelette
Ein Kilo Gehacktes zum Hier-Essen, bitte.
huch
Kürbisjoghurt mit ganzen Früchten
An meinen Füßen klebt ein Wal.
Komisch - im Sinne von komisch
Klobrillenetui
Als ich meinen Schuh verlor
ein wurm im sturm
Bandsalat mit Käse
Zähneputzen nicht vergessen
Lakritzschnecken
Einmal Zucker mit Milch, bitte.
Eierkuchensandwich
der Gurkenmensch und sein irrer Bruder
Schachtarbeiter in der Bleistiftmine
Wenn Bücher sich entblättern
"Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!" "Der Radiergummi schmeckt aber nicht...!"
Frühlingsschlußverkauf
Zwergenleitern
Wecker klingeln immer zu laut
Bitte diesen Hebel drücken!
Der Bruder meines Bruders fetzt.
Apfelmus mit Senf
Bitte Mütze einwerfen
Iiih! Was ist denn DAS?!?
Ein Kürbis in der Nase
Es lebt!
Mindestens und überhaupt
Ohne Lauch kein Bauch.
Kein Weg zu breit.
Klar wie Dackelsülze
Sechs Sekunden Dauerlauf
Über die Euphemisierung von Fremdwörtern
Und das war so...
Ich träumte von Äpfeln
Ich habe mir ins Ohr gebissen
Mettwurstmarmelade
Allergisch gegen Atome
Gelb ist blauer als rot
Je mehr Ecken, desto runder
Und nur die Dampfwalze war Zeuge
Zwei Enten im Krankenhaus
Die Vergißmeinnichte und das Rudel Zucker

Montag, 26. Februar 2007

Ungebärdiges Ungeheuer

Stundenlang saß er auf einem Steinklotz und sah zu, wie Kern aus den Steinquadern üppige Frauengestalten oder Ornamente für öffentliche Gebäude hervorholte und wie ein Fakir barfuß durch die scharfen Splitter ging. Und ab und zu geschah etwas Beunruhigendes mit ihm, er hielt plötzlich inne, kniff die Augen halb zu, hob die Hände in die Luft und schüttelte sich, als müßte er sich unter größten Anstrengungen gegen etwas wehren. Für kurze Zeit verwandelte sich der sanftmütige Kauz plötzlich in ein ungebärdiges Ungeheuer, um im nächsten Augenblick wieder völlig entspannt dreinzuschauen, als sei nichts geschehen. Quinten sah, daß er dann nicht mehr wußte, wie merkwürdig er sich gerade eben noch verhalten hatte.
Harry Mulisch "Die Entdeckung des Himmels"

Dienstag, 16. Januar 2007

KOTC

... heißt ja angeblich "Kiss on the cheek".
Allerdings würde ich mir im deutschsprachigen Raum sparen, diese Abkürzung zu verwenden...

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Verschiedene Smiths

Und allmählich beschleicht mich der Verdacht, daß es unmöglich ist, sich dagegen zu wehren, Morrisey nicht nur gut sondern hyper- zu finden und seine Umwelt mit dieser Übersympathie zu bestücken. Unzähligen derartigen Worten begegnend frage ich mich, ob ich der allgemeinen Begeisterung folgen sollte oder meine übliche "Alle-finden-es-gut-also-muß-es scheiße-sein"-Haltung auffahren soll. Die Antwort auf diese wahrlich wenig weltbewegende Frage wird allerdings durch den nicht zu vernachlässigenden Umstand erschwert, daß ich mich nicht daran erinnern kann, jemals ein Musikstück von den Smiths oder Herrn Morrisey vernommen zu haben, was wiederum in weiteren Sorgen resultiert. Muß ich mich meiner Unkenntnis schämen, ich der doch sonst neugierig musikalischen Begeisterungen zu folgen pflegt? Darf ich mein Smiths-Verpaßt-Haben-Alter entschuldigender- und begründenderweise vorschieben? Und: Würde ich mir nun Morrisey genauestens anhören, dürfte ich ihn gutfinden, ohne ein Mitläufer zu sein? Dürfte ich ihn schlechtfinden - obwohl das überhaupt nicht zu gehen scheint [wenn man den vielen Mienungen Glauben schenken kann]? Und: Darf ich erwähnen, an der allgemeinen Euphorie, nicht aber an Herrn Ms Musik interessiert zu sein - ohne ihr je gelauscht zu haben? Bin ich ignorant, weil ich unzählige Möglichkeiten, mein Unwissen zu beseitigen, bereits passieren ließ - ohne mich darüber zu grämen? Bin ich albern, weil ich mich dennoch mit in dieser Richtung gehenden Gedanken bedecke...?

Für mich von wesentlich größerer Bedeutung als die Werke des Herrn M ist das Comicbuch zur gleichnamigen SuperRTL-Trickfilmserie "Die Drachenjäger", die ich ja ohnehin mochte, deren Comicbuch aber derart begeisternswert gut ist, daß ich es hiermit empfehle. Nicht minder empfehlenswert - ja, fast eigentlich sogar noch mehr - ist "Bone", eine wahrlich geniale Comicserie des Herrn Jeff Smith. Selbige wird gerade neu verlegt, so daß man im Laufe der nächsten Monate und Jahre alle 20 Bände erwerben kann - entweder in der kolorierten Luxusedition oder in der preiswerteren Taschenbuch-Schwarzweiß-Normalversion, die allerdings gleich zwei Buntbücherinhalte pro Band in sich birgt.

[Natürlich ist es absolut lächerlich, Comicbücher mit Musikstücken zu vergleichen, selbst wenn in beiden Vergleichseiten das Wort "Smith" auftaucht. Doch genau das war der Grund, warum ich selbiges tat...]

[P.S. Nur des wegen Namens: The Cure ist auch okay.]

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